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    Abenteurer Avatar von Zarra
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    Die Waldbruderschaft im Forenrollenspiel
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    Steinkreis in den tiefen Sümpfen

    Zarra schwirrte der Kopf, als immer noch eine weitere Person auf sie zukam, um sich ihr vorzustellen. All diese wunderbaren Menschen nahmen sie wie selbstverständlich an, boten ihr Hilfe an und versprachen ihr eine große Zukunft. Bei einigen wusste sie nichts zu erwidern, dankte ihnen nur still. Andere schreckten sie beinahe ab wie Gilana oder Osmo, doch sie erkannte ihre guten Motive und neigte auch vor ihnen ihr Haupt. Dann trat Vareesa vor sie, welche ihr braunes Haar mit den auffälligen grünen Strähnen unter einer Kapuze verbarg. Sie vollführte eine Geste, die Zarra staunen ließ. Was sie wohl bedeutete? Für einen einfachen Gruß wirkte es zu dramatisch. Die Worte, die folgten, überraschten die frischgeborene Druidenanwärterin dann noch mehr. Sie war nicht die einzige gewesen, welche die Harpyien verschleppen wollten? Und Vareesa würde mit ihr zusammen bei Maris in die Lehre gehen. Dann hätte sie vielleicht bald die Gelegenheit die Frau mit den tiefgründigen, blauen Augen nach der Geste zu fragen.

    Das Geschenk, welches ihr dann noch überreicht wurde, ließ ihre Augen größer werden. Es war ein Haarband, so schön und dazu noch verziert mit den Federn jener Häscher, die sie gefangen gehalten hatten. Ein wahrhaft ganz besonderes Geschenk, welches sie in Ehren halten würde. Die Magie des Steinkreises hatte ihr eigenes Band zerrissen und so freute sie sich umso mehr, dass sie ihr wildes Haar wieder bändigen konnte. Sie schloss die Augen, als Vareesa es ihr in die Haare flocht.
    „Danke“, flüsterte sie gerührt und fügte dann noch hinzu, „Schwester…“
    Zarra konnte nicht in Worte fassen wie glücklich es sie machte, von jemandem als Schwester bezeichnet zu werden. Es wäre schön gewesen eine Schwester zu haben, mit der sie zusammen hätte aufwachsen können. Doch vielleicht hatte sie eine große Schwester in Vareesa gefunden.

    Als nächstes trat Melford vor sie und er wirkte so, als fände er nicht die rechten Worte. Es wirkte wie eine halbe Ewigkeit, dass er bei ihnen in der Stube war, um neuen Tee zu besorgen, doch nur wenige Tage waren seitdem vergangen. Tage, in denen so viel geschehen war, dass es für ein ganzes Leben reichen würde. Sie freute sich das bekannte Gesicht wiederzusehen und umso mehr darüber, was er ihr zu sagen hatte. Seine Worte waren weniger abstrakt, viel weltlicher als die der anderen. Doch sie wusste sie zu schätzen.
    „Ich werde mir deine Worte merken, Melford“, hauchte sie ihm zu und neigte auch vor ihm den Kopf, „Ich danke dir.“

    Als letztes trat ihr künftiger Lehrmeister vor sie. Er stellte sich als Löwe vor mit einem Namen, den sie sich nicht zutraute korrekt auszusprechen. Er war der erste, der seine Heimat nicht als die Wälder betitelte und tatsächlich lebte er sogar in einer richtigen Stadt! Zarra war noch nie in einer Stadt gewesen. Wie es sich dort wohl lebte?
    Was sie jedoch besonders wunderte, war das Bekenntnis, dass Maris ein passabler Koch und Bäcker war. Von allen Fähigkeiten, die sie ihm zugetraut hätte, war dies keine davon gewesen. Doch wieso auch nicht? Als er ihr dann auch einen Namen in jener fremden Sprache gab, die sie vage als varantisch erkannte, spürte sie, wie Stolz in ihr aufblühte. Sie wusste nicht genau warum, doch es ehrte sie, dass er sie mit einem Beinamen bedachte. Dass seine Hände im nächsten Augenblick die ihre umschlossen, ließ sie erschrocken das Atmen vergessen. Sein gesundes Auge schaute ihr tief in die Seele und seine Worte lösten etwas in ihr aus, was sie mit Hoffnung verband. Man musste nicht immer seine Zukunft voraussehen können, es reichte um den nächsten Schritt zu wissen.
    „Ich danke dir, Maris. Und ich bin sehr glücklich, dass du mein Mentor sein wirst.“
    Ehrliche Dankbarkeit strömte aus den leisen Worten, als sie ihr Haupt neigte.

    Jeder hatte sich ihr vorgestellt und ihr Worte mit auf den Weg gegeben, der nun vor ihr lag. Sie waren alle Teil der Kreise und doch verfolgten ein jeder seinen eigenen Pfad. Auch Zarra würde sich ihre Straße in die Zukunft suchen müssen, auf der sie wandeln würde. Sicherlich käme sie vom Weg ab, doch jeder Irrgang barg Potential für etwas Neues, auf das sich bauen ließ.
    Erwartungsvolle Blicke wurden ihr zugeworfen und Ornlu nickte ihr auffordernd zu. Nun war sie an der Reihe sich vorzustellen, das Ritual zu vervollständigen. Sie schluckte schwer, als ihr Herz begann schneller zu schlagen. Vor so vielen Leuten sollte sie sprechen? Was wurde von ihr erwartet? Musste sie bestimmte Worte sprechen? Niemand hatte sie darauf vorbereitet! Doch dann entdeckte sie zwischen den Bäumen, am Rande des Hains ein bekanntes Schimmern. Eine bläuliche Libelle flog zwischen den Stämmen hindurch. Ihre drei Flügelpaare schlugen so schnell, dass sie für das bloße Auge nicht zu erkennen waren. Zarra schöpfte Mut aus dem Anblick und fokussierte sich auf die Anwesenden, auf ihre neue Familie.
    „Ich bin Zarra, jüngste Nachfahrin einer alten Familie. Ich werde eure Wünsche mit mir tragen und geben, was ich zu geben im Stande bin. Für die Gemeinschaft! Eure Geheimnisse sind bei mir sicher.“
    Selbst überrascht von ihrer festen Stimme, wartete sie darauf, wie die Reaktionen ausfielen. Sie schaute in lächelnde Gesichter und ihre Großmutter nickte ihr stolz zu.

    Das Ritual vollendet und die Nacht schon weit fortgeschritten, wurde es Zeit, dass alle wieder zurückkehrten. Es war ein langer Weg und sie alle waren noch erschöpft von der Jagd. Nach und nach verließen sie den Hain, ließen den Steinkreis hinter sich. Doch es blieben auch einige zurück. Ornlu und Corax unterhielten sich bereits und der Hüne, Onyx, von zuvor gesellte sich zu ihnen. Seine Bewegungen wirkten langsam, doch er war so groß, dass er den Hain in wenigen Schritten durchquerte. Auch Maris stand noch bei ihnen, dabei wollte Zarra ihn unbedingt einige Dinge fragen. Das würde wohl warten müssen. Doch bis zum nächsten Morgen konnte sie ihre Neugier nicht im Zaum halten.
    „Oma, können wir hier warten? Ich würde gern mit Maris sprechen“, fragte sie ihre Großmutter, die im ersten Augenblick wirkte, als würde sie ablehnen wollen.
    Doch dann lächelte sie sanft.
    „Ja, er scheint ein guter Mentor zu werden, dieser Maris.“
    „Mein Papa ist der Beste!“, ertönte eine junge Stimme hinter ihnen.
    Zarra wandte sich um und staunte, als sie Runa erblickte, die ihnen kess zulächelte.
    „Ich werde mit euch warten, wenn ich darf?“, fragte sie, doch schien bereits entschieden zu haben, dass sie es tun würde.
    „Natürlich“, antwortete die Weißhaarige und lächelte nun ihrerseits, „Es ist sicher gut Runa die Furchtlose bei uns zu haben.“

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    Steinkreis in den Tiefen Sümpfen

    Onyx hielt gebührenden Abstand zu dem Ritual, das die Druiden da vollzogen. Es war atemberaubend für den Hünen davon Zeuge zu sein und zu spüren was für Kräfte da geweckt wurden. Am ganzen Körper hatte er Gänsehaut und seine Augen erfreuten sich an den vielen Farben.
    Er konnte sogar irgendwie diese Urkraft wieder erkennen und doch war sie nur Teil von vielen Dingen die dort zusammen kamen. Die Olvara und die Quelle im südlichen Tempel waren Teil davon.

    Als es dann vorüber war, näherte sich der Hüne und wartete dann, bis der große Wolf alle bis auf den Raben und den Nomaden davon schickte. Sie sollten warten.
    Onyx trat vor und nickte den Dreien zu, dann bat der Jadewolf Onyx zu erzählen was er hier erlebt hatte.

    “Onyx geflüchtet hierher und hatten schwer. Dann spüren das müssen berühren Findling. Das da!”, meinte er und zeigte auf den Findling.
    “Welches Zeichen trägt der Findling?”, fragte Corax, um ihn wohl zu prüfen.
    “Von Sumpflilie. Onyx gespürt Kontur und berühren mit Finger. Zeichnen mit Finger. Dann Badabum! - Stein glühen und dann alles hell wie Licht vorhin! Alle Steine werden hell und dann glühen hell und nicht hell. So wie Herzschlag von Onyx. Gras wachsen und Geruch von Erde und Blumen. Dann Wind kommen in Kreis. Onyx denken Onyx verrückt, wenn hören Stimmen und Flüstern und Gesang von ganz vielen.”, erzählte er und wartete ab was die anderen sagen.

    “Er hat den Kreis tatsächlich geweckt. Anders wie wir, aber das kennen wir. Den Wind und das Flüstern. Die tausend Stimmen, die uns was sagen wollen. - Erzähl weiter, Onyx.”, forderte Ornlu.

    “Onyx halten Ohren zu und stolpern gegen Altar. Onyx hören dann Stimme von Herrin und sagen Tafel von Stein.”
    “Wer sie ist…das ist Onyx Sache. Er weiß, dass er mit uns über sie reden kann, wenn er will. Will er aber nicht und das soll sein gutes Recht sein. - Und jetzt wird es spannend…”, erklärte der Wolfsdruide kurz.

    “Onyx haben Tafel von Stein …gefunden. Da wo nur Onyx finden kann, weil Onyx finden sollte. Onyx gelegt Tafel von Stein auf Altar, weil das logisch. Dann nichts passieren. erst passieren, wenn Onyx führen Finger an Runen wie Finger an Kontur von Findling. Dann gehen los. Runen leuchten grün auf und Onyx hören deutlich Männerstimme. Dann erscheinen Geist. Geist von Mann was hatten Tafel von Stein als Onyx gefunden. Er Waldläufer. Onyx das erkennen an Haltung und Blick. Er sprechen in alte Waldvolk. Onyx schon gehört, aber nicht sprechen lernen. Er haben drei Tafel von Stein. In eins er erklären etwas und sagen deutlich Name von Herrin. In zwei Tafeln, er geben vor Rezept oder Zutaten. Dann trinken etwas. Das sich bei alle Tafeln widerholen. Onyx wollen das sehen und verstehen. Wollen das sagen was Mann sagen. Von Mann noch haben goldene Sichel. Sein wichtig glauben.”, erzählte der Waldläufer und wollte un hören was geschehen sollte.

    “Es erinnert mich an die Kavernen in Silden. An die Druidenkristalle mit den Worten und Lehren der alten Meister. Kann das sein, dass dieser Waldläufer für sich oder seine Nachfolger Ähnliches gemacht hat? Wissen hinterlegt?”, fragte Corax in die Runde.
    “Jedenfalls hat er den Kreis ohne Magie geweckt. Das ist faszinierend. Es hat wohl was mit seiner Werdung zu tun. Finden wir doch nun noch mehr raus. Onyx?”, meinte Ornlu und Onyx nickte.

    Dann begann er. Machte es einmal, dann zweimal, dann kratzte er sich am Kopf und hatte einen Einfall. Er holte dann etwas hervor was wohl der Weg sein sollte, während die Druiden und Maris ausserhalb des Kreises standen. Onyx aß zwei Dunkelpilze und wartete einen Moment, bis sie wirkten. Bis er spürte wie er besser sah, besser roch und besser hörte. Wie er die Luft schmeckte und seine Hände besser den Stein fühlten. Seine neue Fähigkeit musste aktiv, musste erwacht sein. Das war sein Gedanke und seine Erinnerung an den Tag damals.

    Es funktionierte und die Glyphe am Findling begann - nachdem Onyx sie mit dem Finger entlang gefahren war - zu glimmen. Kurz darauf wurde es hell und dann pulsierten alle Findlinge im Kreis im Herzschlag des Hüters. Der Wind kam wieder auf und auch dieses Orchester an Stimmen, Flüstereien und Gesängen.
    Der große Wolf trat herbei und auch Corax und Maris kamen in den Kreis und nickten Onyx einfach zu. Dann holte er die erste Steintafel hervor und legte sie auf den Altar ab. Wie zuvor erzählt, fuhr er mit den Fingern entlang der Runen bis etwas geschah. Bis schemenhaft wirklich ein Geist und seine dazugehörige Stimme erschienen.

    Der Mann mit kurz geschorenem Kopf besaß einen großen Mantel, der seltsam Geschnitten für heutige Zeiten war. Er trug viele Gurte mit Taschen und Fläschchen am Oberkörper. Zwei kurze, leicht gebogene Schwerter hatte er am Rücken und der Hüftgurt hielt eine große Tasche und mehrere kleine Ledertaschen, sowie eine goldene Sichel. Jene die Onyx nun besaß.

    Dann begann er in der alten Sprache zu sprechen und erwähnte in dem nicht zu langen Monolog eindeutig die Olvara, bevor er wieder mit demselben Monolog begann.
    Corax trat zu Onyx und begann für alle zu übersetzen.

    “Bewahrer der Olv…ara. Ich bin Duath (Nachtschatten) von der Schlangensippe des Taranis. Wenn du meine Botschaft gefunden hast, hast du den letzten Olvara-Hüter meiner Zeit gefunden. Es ist das Jahr 176 seit der großen Flut. Taranis und Druwyyd haben uns Hüter entsendet, um die verbliebene Verderbnis von einst zu jagen. Hier auf Argaran habe ich mit meinen zwei Gefährten ein altes Volk ähnlich dem meinen Volk vorgefunden. Wir sprechen dieselbe Sprache und hier ist sogar ein Steinkreis! - Sie waren anfangs gut zu uns und halfen uns sogar, die Verderbnis auf dieser Insel zu jagen.
    Die Olvara warnte mich jedoch, dass sie uns bald jagen würden. - Ich habe auf der Insel Steintafeln mit meinem Wissen für dich versteckt. Wo sie sind, wird dir die Steintafel erzählen, die du findest, wo die Olvara nicht ist. - Die Pantherkrieger haben uns heute angegriffen, eine Krankheit hat ihren Stamm befallen und sie geben uns die Schuld.
    Meine Gefährten opferten sich für mich und bei der Mutter von Druwyyd wir werden uns bald wieder sehen. Hier im südlichen Tempel bin ich nun und sterbe. Hat mich der Kampf gegen ein Monster nicht schon genug verwundet, stürzte auch noch ein Baum auf mich. Ich habe keine Tränke mehr, weil Galadil mein Trankmischer gefallen ist und keine Heilwurzel sich in meinen Taschen befindet. Lachhaft! Hab ich doch immer den anderen Olvara-Hütern auf dem Festland gepredigt sowas immer bei sich zu haben. Aber so sei es! Hier sterbe ich Duath und habe mir von der Olvara gewünscht, dass dieser Ort und ich bewahrt werden bis du kommst. Bewahre, Bruder!”, erzählte Corax und verstummte dann. Dann begann der Geist dieselbe Geschichte erneut zu erzählen.

    “Erstaunlich…”, kommentierte Maris und der große Wolf sagte etwas von Pantherkriegern und den Schamanen.

    “Dann wirst du die Tafel finden müssen. Und wir die Geschichte bewahren müssen.”, sagte Corax ganz logisch. Onyx sagte einfach und auch ganz logisch “Ja.”

    Dann holte Onyx die zweite und dritte Tafel hervor. Er legte eine auf und wiederholte das Prozedere wie bei der ersten Tafel.
    Erneut erschien der Waldläufer der alten Zeiten und zählte dann auf.

    “Mein Bruder Gauron ist verbunden mit dem Geist des großen Wildschweins Taku. Wenn ihn seine Wut packt und sein Körper die Heilung verweigert, dann wähle ich die Mischung des Blauen Bären, die mich Meisterin Epona lehrte.
    Vergesse nicht deine goldene Sichel zu benutzen, denn nur dann ist alles was du schneidest rein und wirklich fähig alle Kraft zu wecken.
    Sammle in den Bergen drei starke Stängel vom Berglavendel und wenn du schon da oben bist, dann fülle etwas Eiswasser für später ab. Nehme eine Pflanze vom Atelaskraut und suche nach zwei Pilzen, die man Morgentau nennt. Baldrian brauchst du auch. Drei Pflanzen sollen es sein und zum Schluss brauchst du auch das seltene Feuerkraut. Lege alles zusammen und sag die Worte zu jeder Pflanze, die dir die Olvara beibrachte. Damit erweckst du ihre verborgenen Kräfte. Dann zerkleinere alles sehr fein und vermenge es mit dem Eiswasser. Es ist einfacher zu trinken, wie alles zu kauen. Vor allem wenn der Geist wild ist und lieber zubeißen will. Schüttele es gut durch und flöße es dem wilden Hüter ein. Es kann eine Stunde dauern, aber dann wirkt es. Eine Nacht und Geist und Körper sind wieder dem Mensch sein näher und erholen sich von den Strapazen. Das ist die Blaue Bär Mischung. Auf dich selbst wirkt sie nur bedingt. Das wirst du wissen, wenn du die Zutaten selbst probierst. Bewahre, Bruder!”, hatte nun Ornlu übersetzt, hatte aber alles zwei Mal hören und durch Corax unterstützt werden müssen, weil er die genauen Begriffe der jeweiligen Pflanzen nicht so gut kannte wie Corax.

    “Das helfen vielleicht Boss Ryu und Boss Jarvo.”, warf Onyx ein und sprach ganz offen darüber, dass er wusste was beide waren. Nun auf jeden Fall.
    Die letzte Tafel war dran.

    “Sieht jemand schon die Krähen über sich kreisen, weil der sichere Tod langsam durch ein Gift oder eine blutende Wunde kommt - wird diese Mischung sein Leben retten. Grüne Krähe - so habe ich diese Mischung genannt. Es ist die mächtigste, heilende Wirkung für uns Hüter der Olvara. Für alle anderen ist sie ein garantierter Lebebsretter.
    Vergesse nicht deine goldene Sichel zu benutzen, denn nur dann ist alles was geschnitten wird, auch rein und unverfälscht.
    Für die grüne Krähe Mischung brauchst du drei Heilwurzeln, eine Feuerwurzel und zwei Atelasmutterpflanzen . Ein Dämonenpilz und reines Wasser oder besser sehr starker Wein brauchst du ebenso.
    Lege alles zusammen und sag die Worte zu jeder Pflanze, die dir die Olvara beibrachte. Damit erweckst du ihre verborgenen Kräfte.
    Dann beginnst du damit den Dämonenpilz in die Flüssigkeit zu werfen, bis sie pechschwarz ist. Das dauert eine Stunde. Dann nimmst du ihn raus. Die Atelasmutterpflanzen zerkleinerst du sehr fein und gibst sie in die Flüssigkeit. Ein silbriger Film bildet sich auf der Oberfläche nach wenigen Minuten. Dann musst du aus der Feuerwurzel fünf Tropfen von ihrem Saft heraus pressen. Bei den Heilwurzeln machst du dasselbe. Hier sollst du alles raus pressen was geht. Umso besser die Wirkung.
    Du wirst ab der zweiten Heilwurzel sehen, wie sich die Flüssigkeit an der Oberfläche grünlich verfärbt. Deswegen nenne ich es Grüne Krähe. Schwarze Federn, grüner Schein. Verabreiche es sofort. Du und jeder andere wird danach ein sehr kratzige, brennende Kehle haben. So klingt auch eine Krähe. Aber es wirkt und wirst dankbar sein, dass ich zwei Jahrzehnte danach geforscht habe. Bewahre, Bruder!”, sprach der geisterhafte Schimmer eines einstigen Hüters der Olvara und wurde von Corax wieder übersetzt, der diese Sprache fließend beherrschte.

    “Was wir alles nicht wissen. Was die ganzen Heiler und Alchemisten nicht ahnen. Onyx - wenn du das kannst, wirst du unheimlich viel wert für unsere Gemeinschaft sein. Nicht auszudenken, wenn ein Alchemist dir noch unter die Arme greift. Doch eins schwöre ich dir und das werden Maris und Corax ebenso. Das was wir hier über diese Mischungen gehört haben, behalten wir für uns. Dies sind Geheimnisse der Hüter und so wie die Hüter unsere größten Geheimnisse für sich behalten und sie bewahren und schützen, so werden wir Druiden es ebenso. Das schwöre ich.”, sagte der große Wolf.
    “Angenommen, großer Wolf!”, sagte Onyx. Corax schwor Es ebenso und auch Maris war dabei.

    “So soll es sein und deine Geheimnisse werde ich auch ehren, Maris al-Shedīmī, der Löwe, Sohn und Hüter der Wüste.”, sprach Onyx dann etwas zur Überraschung aller in einem varantisch wie es die Sklaven der Assassinen oft lernen mussten. Etwas, was man dem Torgaaner, der für viele so sprach wie ein halber Oger deren Mutter eine Orkin war, nicht zutraute.

    “Wenn ich richtig verstanden habe, bist du fähig, die Vergangenheit zu sehen. Ich Onyx, der Hüter der Olvara, werde noch zu dir kommen. Ich will mehr wissen, Sohn des Auges der Zeit.”, sprach er auf varantisch.

    “Wer mir bringen bei Sprache von alte Waldvolk? Meister Rabe?”, fragte Onyx dann. Corax verneigte sich und lehnte dankend ab.
    “... Gilana bringt dir die Grundlagen bei. Ich bin für die Feinheiten da. Aber - wenn du es erlaubst - würde ich gerne die erste Steintafel erforschen.”, erklärte er sich. Onyx verstand und nickte.

    “Gut, dann wir gehen.”, sprach der Hüne und sie gingen, nachdem der Steinkreis zur Ruhe gekommen war und alles eingesammelt wurde.
    Geändert von Onyx (16.05.2024 um 19:52 Uhr)

  3. Beiträge anzeigen #163 Zitieren
    Veteran Avatar von Onyx
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    Tooshoo, Heilkammer

    Onyx eilte die Treppen hinauf und hatte die ganze Zeit auf dem Weg hierher immer wieder eine Geschichte wiederholt.

    “Ein Blauer Bär traf drei Berglavendel und bat sie um Eiswasser. Da pfiff ein Atelaskraut zwei Morgentau zu sich und erinnerte sie an die goldene Sichel. Baldrian hat drei Mal geklopft, aber Feuerwurzel machte nicht auf. Alle kamen zusammen und bekamen eine Geschichte erzählt. Dann wurden sie viele Zwerge und landeten im Eiswasser. Prost!“, sprach er wirr in seinen Gedanken auf torgaanisch.

    Dann stieß er die Tür auf und war in der Heilkammer. Schwer atmend sah er sich um und stampfte dann ganz Onyx mitten durch. Er war den ganzen Weg bis hierher gerannt und war unruhig, weil er Snapperkraut gegessen und zuvor geweckt hatte.
    Boss Ryu lag dort und mit dabei war Meister Griffin und die rote Snapperin.
    Kurz bekam er erklärt, dass die Heiltränke nicht gut wirken und Heilmagie kaum Zugang findet.

    “Onyx haben Lösung. Sein Blauer Bär. Nana! Nicht fragen was. Hören auf Onyx und Boss Ryu finden Rettung. Meister Griffin fragen wo Baldrian drei Mal klopft…. Wo sein unten! In Garten von Sennahoj! Dann finden Morgentau. Zwei brauchen! Und Atelaskraut was pfeift! Osmo kommen und du gleich schnappen. Er zeigen wo ist. Feuerwurzel wir auch brauchen! Nichts pflücken! Warten auf Onyx!”, erklärte er und blickte Frejya mit seinen deutlich grün glimmenden Augen an. Vor allem sein rechtes Auge glühte regelrecht in Grün.

    “Du Weg in Berge gegangen. Wir brechen auf gleich. Auch wenn Abend. Keine Zeit! Nehmen Fackel mit und gehen erste Stück bis sagen Lager gut. Wenn Morgengrauen wir dann schon weit sein und nicht brauchen ganze Tag in Berge. Onyx muss finden Wasser was Eis und Berglavendel. Du kennen?”, fragte er eine etwas verdutzte Frejya. Sie nickte aber dann energisch und dann bediente sich Onyx dreist an den leeren Sammlertaschen und einen leeren Tonkrug mit Deckel und Seilgeflecht drumherum zum Tragen.

    “Gehen! - Halt! Stopp! Onyx noch reden! Meister Griffin suchen alles zwei Mal! Wenn helfen Boss Ryu dann helfen auch Boss Jarvo! Onyx nur noch nicht wissen wie gut. Bewahren!”, wünschte er und war durch das Snapperkraut immer noch aufgedreht. Seine Muskeln zuckten immer wieder und er hoffte, dass die Wirkung noch etwas blieb. Der verstärkte Geruchssinn war langsam schon weg.
    Geändert von Onyx (18.05.2024 um 23:37 Uhr)

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    Veteran Avatar von Onyx
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    Tooshoo, Heilkammer

    Sie waren da. Onyx war müde durch den Gewaltmarsch und die Wirkung des Snapperkrauts. Muskuläre Probleme gehörten zum Snapperkraut dazu und nun, da bei Onyx schon die zweite Snapperkrautdosis ihre Wirkung verlor, war er so richtig fertig. Die Waden schmerzten und die Oberschenkel zuckten. Jeder Schritt schmerzte und Onyx Laune war…

    “Na, habt ihr Spaß gehabt?”, fragte ein Wächter den Hünen und Frejya, als sie die Stege von Norden kommend betraten.
    “Spaß…”, brummte Onyx und würgte den Kerl sofort. Hob diesen an und warf ihn dann nieder.

    “Bewahren!”, grüßte er dann und knurrte ihn an. Onyx strahlte eine Aggressivität und Reizbarkeit aus, als hätte er seine nicht vorhandenen Tage, großen Hunger und keine Schokolade.
    Der Wächter hustete und hob die Hand entschuldigend und gleichzeitig fast schon um Gnade bittend.
    “Entschuldigen…Onyx…sein Onyx…”, sagte er dann und ballte die Fäuste.
    Frejya schwieg, ihr Blick schien zu beobachten - sehr genau zu beobachten.

    Onyx half dem Wächter auf und ging dann weiter. Langsamer als zuvor und mit Problemen, als sie den großen Baum hinauf stiegen. Aber am Ende waren sie da. Griffin stand bei Leyla und Osmo und schien schon unruhig zu warten.
    Onyx kam hinzu und fragte dann nach den Dingen die Griffin finden sollte. Dann ging es wieder hinunter und in Sennahojs Garten, wo sie auch Mertens antrafen.
    Der zeigte ihnen den Baldrian und sehr stolz, dann sein selbst gezogenes Atelaskraut.
    Onyx machte sich daran mit der goldenen Sichel dann das fast schon mysteriöse Kraut des Waldvolkes vorsichtig abzuschneiden und ging dann an den Baldrian.

    Vorsichtig wurde dann der Baldrian in die Sammeltasche gesteckt und Griffin nach dem Morgentau gefragt. Kurzerhand führte er den Hünen in das Gebiet des alten Schwarzwassers, wo das Chaos zum Beginn der Wilden Jagd immer noch mehr wie präsent war.
    Riesenpilze standen zwischen den Ruinen von Stegen und Hütten und auch manche Bäume schienen sich neu verwurzelt zu haben.
    Bei den Mauerresten der einstigen Sumpflilie fanden sie dann den Morgentau. Die blaue Kappe mit violettem Rand erkannte man gut. Erneut kam die goldene Sichel zum Einsatz und dann ging es wieder hinauf in den Baum.

    “Wo Feuerwurz?”, fragte Onyx dann und blickte Griffin sehr streng an.
    “Wollte ich dir gerade zeigen. Alles gut bei dir?”, fragte Griffin.
    “Hmmhmm…”, brummte Onyx und wurde dann vom Hüter in Begleitung von Frejya ein Stück weit von Tooshoo geführt. Vor einer kaum genutzten Höhle direkt westlich von Tooshoo.
    Laut Griffin hatte Leyla ihn hierher geführt und die wenigen Pflanzen zwischen den Bäumen für Feuerwurz erklärt.
    “Aber nur die Zwei mit den acht und neun Blättern. Der Rest ist Feuerkraut.”, warf der Hüter ein und schien ein wenig skeptisch darüber, dass gerade Onyx etwas konnte, was Leyla und Osmo nicht konnten oder nicht darauf kamen. Doch Onyx interessierte sich nur für die Feuerwurzel. Die mit neun Blättern begutachtet er, roch daran und berührte sie vorab mit der Hand.
    Er spürte, dass es die Richtige war. Etwas was er vor seinem Abenteuer in den Ruinen nie gespürt hätte. Nun aber war es anders.
    Vorsichtig schnitt er die Feuerwurzel ab und legte sie behutsam in den Beutel. Damit hatte er alles.

    “Onyx will Ruhe. Warten!”, wies der Hüter der Olvara dann oben in der Heilkammer an und ging in eine Ecke wo er alles auf dem Tisch ausbreitete und noch einmal seine Merksätze durchging. Dann nochmal wie man es zubereiten sollte - auch wenn es quasi simpel war.

    So begann er die Worte in der alten Sprache, die die Olvara ihn lehrte, an die Feuerwurz zu richten und spürte dann, dass mit ihr etwas geschah. Es war wie ein silbriger Schimmer, ein diffuser Schein der kaum sichtbar da war. Dann begann er die neun Blätter sehr fein mit der Sichel zu zerkleinern und in den Behälter mit dem Eiswasser zu werfen.
    Das selbe Spiel mit sehr ähnlichen Effekten nachdem er die Worte gesagt hatte, spielte sich auch bei den anderen Pflanzen und den Pilzen ab. Der Morgentauschimmer wirkte jedoch mehr kupferfarben, statt silbern.

    Zum Schluss landeten die Stücke der beiden Morgentau-Pilze ebenso im Behälter und Onyx verschloss diesen.
    Dann schüttelte er mit aller Kraft den kugelförmigen Behälter und löste dann den Deckel. Alles war gut durchgemischt und schwamm in feinen Stücken im Wasser herum. Onyx goss alles in ein passendes Trinkgefäß und schritt direkt zu Ryu, Griffin und Frejya. Osmo und Leyla standen mit etwas Abstand auch dabei.

    “Helfen Boss Ryu zu trinken.”, gebot der Hüter der Olvara. Griffin stützte den ächzenden Hayabusa.

    “Boss Ryu trinken alles. Onyx bestehen, sonst Boss Ryu bald tot. Ganz einfach.”, erklärte er und war selbst überrascht, dass er das so entschlossen und direkt sagte. Ja, mit einer Autorität die Onyx so nie gezeigt hatte. Eine andere schon, aber die war brutaler und banditischer.

    Gleichzeitig hielt er sich gerade für verrückt. Ein Geist aus einer Steintafeln nannte ein Rezept, das ihn übersetzt wurde. Dann brachen sie unter großen Kraftaufwand in die Berge auf, holten Eiswasser und Berglavendel, dann hier noch die restlichen Dinge und dann sagte Onyx Worte - mangels Sprachkenntnissen die er selbst nicht verstand - zu den geernteten Pflanzen, um sie dann klein zu schnibbeln und in Eiswasser durchzuschütteln.
    Und das sollte helfen den wilden Geist und gemarterten Körper des Hayabusa auf einen rettenden Weg zu bringen. Verrückt.

    “Das sein Blauer Bär. Das gut für Geist und Körper. Für dein Geist und Körper. Vertrauen.”, sagte Onyx und flößte die ersten Schlücke dem Wyvernmann ein. Bitter - sehr bitter. Das sah man Ryu an.
    Onyx machte weiter und wenn es weg getrunken wäre, würde es noch etwas dauern. Natürlich hatte er daran gedacht, dass das Zeug Ryu auch umbringen würde. Aber umgekehrt war alles richtig, fühlte sich richtig an und das spürte der Hüter der Olvara auch. Es war der Anfang einer langen Reise.
    Geändert von Onyx (18.05.2024 um 23:54 Uhr)

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    Veteran Avatar von Chala Vered
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    Sumpflilie

    Chala lag auf dem Rücken in ihrem Bett, welches sie in der Sumpflinie bezogen hatte. Ihr Kopf hing hinaus und ihr lockiges, dickes Haar hing hinab gen Boden. Es war eine Massenunterkunft und so gab es nicht viel Privatsphäre hier, was sie jedoch nicht sonderlich störte. Ihre Lederrüstung, der Stoffschal und das Lederband, welches sie gewöhnlich um den Hals trug, lag sorgfältig in seinen Einzelteilen auf einem kleinen Tisch, der neben dem Bett stand. Ihr Leinenhemd hing lose an ihrem Körper und ihre Augen schauten scheinbar ins Leere, während ihre Gedanken wanderten. Wildkatze ruhte in seiner Scheibe, angelehnt an der Wand, dicht neben ihrem Kopf.
    Was war dort draußen bei den alten Tempelruinen geschehen? Es wirkte so unwirklich. Sie hatten die Jagd beendet, den Wettstreit für sich entschieden und Chala hatte einen, ihrer Meinung nach, nicht geringen Teil dazu beigetragen. Sie hatten die widerwärtige Vettel mit den Knochenhörnern auf dem Rücken und ihrer untoten Familie erledigt. Irgendwie hatte dieser Maris es geschafft die Schwiegermutter mit seinem Blick zu fesseln, doch als sie ihn danach gefragt hatte, war er ihr ausgewichen. Sie hatte ihn geschützt, zusammen mit Glaen, als er beinahe von hinten überrumpelt worden wäre! Zumindest eine Antwort war er ihr schuldig, oder nicht? Wenn es Magie war – und die Aranisaani glaubte daran – dann war er mächtiger als Yarik und vielleicht konnte er ihr dann helfen. Helfen, eine Lösung zu finden für das, was sie seit dem Nebel im tiefen Sumpf noch mehr belastete. All diese verschiedenen Nebelbilder ihrer selbst, die doch so anders waren. Ihre rechte Hand ertastete die Stelle an ihrer entblößten linken Schulter, wo Empathie sie berührt hatte. Es war so ein reales Gefühl gewesen, als wäre es keine Gestalt aus Dunst, sondern Fleisch und Blut gewesen.

    Unweigerlich kam ihr der Kampf gegen den Ursprung des Nebels in den Sinn, den sie nun als Sporen erkannte. Eine korrumpierte Pflanze, die sich um einen weißen Totenbaum geschlungen hatte. Die schwarzen Pilzartigen Flechten, hatten alles überwuchert, selbst die Mauern der Ruinen, deren einstigen Zweck Chala nicht zu erahnen im Stande war. Sie sah Liam und Glaen vor ihrem inneren Auge, wie sie dort am Fuße des Baumes lagen, entstelle Körper und leblos. Es war eine Sache einen Toten zu sehen, der im Kampf gefallen war, jedoch eine völlig andere, wenn der Leichnam von einer bösartigen Pflanze zerfetzt und durchwachsen war. Sie schauderte einen kurzen Moment und Gänsehaut breitete sich auf ihrem Körper aus.
    Es war gut, dass sie mit Shakes zusammen verbrannt hatten, was sie finden konnten, doch dieser Baum war völlig unversehrt geblieben. Was, wenn er die Quelle des Übels war? Doch darüber sollten sich andere Gedanken machen. Sie hatte erfüllt, was Tooshoo von ihr verlangt hatte. Ihre rechte Hand wanderte zu ihrem Hals, wo ihre Finger über die bleiche Haut glitt. Die Stelle wirkte weicher und glatter, als der Rest. Die Aranisaani biss sich auf die Unterlippe. Dieser Makel störte sie, sehr sogar. Doch hatte sie sich vor einigen Wochen noch gewundert, wo der plötzliche Wandel seinen Ursprung hatte, wusste sie nun wenigstens, dass das Mal Bedeutung hatte. Aber was für eine Bedeutung hatte es für sie. Weshalb hatte Tooshoo sie erwählt? Es gab keine Begründung, die für Chala Sinn ergab und es war müßig darüber nachzudenken, was ein Baum dachte. Sie seufzte schwer und drehte sich dann auf den Bauch, stützte ihren Kopf mit einem Arm ab.

    Am schlimmsten jedoch war der Kampf gegen dieses groteske Monstrum gewesen, welches sich Herr der Sümpfe genannt hatte. Für all das, was am nördlichen Tempel geschehen hatte, wollte es für die Kriegerin keine plausible Erklärung geben. Ein Naturgeist sollte er gewesen sein.
    Roho ya Asili“, murmelte sie zu sich selbst und durchforstet ihre lückenhaften Erinnerungen, weshalb sie diese Bezeichnung in ihrer Muttersprache kannte.
    Doch es war unnütz. Zu wenig wusste sie über ihre eigene Herkunft und zu wenig war sie bereit ihre Energie auf Dinge zu verschwenden, die ihr keinen direkten Vorteil verschafften. Als diese rothaarige Frau ihr zur Hilfe gegen die Spinnen gekommen war, hatte sie erkannt, dass es besser war nicht auf sich allein gestellt gegen die schier endlose Masse an mutierten Wesen zu kämpfen, die dieser Herr der Sümpfe auf sie losgelassen hatte. Von Anfang an hatte Chala versucht sich zu Ryu durchzukämpfen, doch jeder Schritt war mit einer neuen Herausforderung gesäumt gewesen. Sie hatte einsehen müssen, dass es nicht in ihrer Macht stand demjenigen zu helfen, den sie…
    Genervt richtete sie sich ruckartig auf, wobei ein schmerzhafter Stich durch ihren Rücken ging, dort, wo sich laut den Heilern ein großer Bluterguss geformt hatte. Sie hatte die Hilfe abgelehnt, die ihr angeboten worden war. Es würde mit der Zeit heilen und war ein guter Indikator dafür, wie lange sie ihrem Körper Ruhe gönnen sollte. Außerdem traute sie ihnen nicht, wollte nicht zulassen, dass diese Leute sie irgendwie veränderten. Was, wenn ihr geistiger Zustand dadurch schlimmer werden würde?

    Ihre Gedanken kehrten zu der rothaarigen Frau zurück, die auf eine Weise Autorität ausgestrahlt hatte, wie die Aranisaani sie bisher noch nie erlebt hatte. Joe hatte durch Charme, aber auch durch Angst geführt. Seine Gefolgsleute wussten, dass es ihnen gut erginge, wenn sie sich an ihn hielten, doch sie fürchteten sich auch davor, was geschehen würde, wenn sie ihn verrieten. Chala hatte diese Art des Führens adaptiert und war schlussendlich gezwungen gewesen zu tun, was Black erspart geblieben war. Sie musste ihre alten Verbündeten jagen, als sie sich von ihr abwandten.
    Ryu hingegen führte mit dem Grundsatz, dass es sich lohnte für etwas zu kämpfen, dass einem am Herzen lag und er verlangte nur, was er selbst bereit war zu geben. Alles.
    Er besaß nicht denselben Charme wie ein Joe Black, sondern einen ganz eigenen. Eine unnachgiebige, stoische Art und den Willen sich selbst zu brechen, wenn es nötig war, der die Leute dazu brachte, ihm zu folgen. Er stärkte ihnen die Rücken, auch während er allein in die Bresche sprang, um für sie alle zu kämpfen.
    Doch die rothaarige Frau, Freiya hatte Ronja sie gerufen, wenn die Dunkelhäutige sich recht erinnerte, war völlig anders gewesen. Sie bot ihre Führung an, aber auf eine Weise, die es einfach machte ihr zu folgen. Ihre waldgrünen Augen waren von einem Versprechen erfüllt gewesen, dem Chala geneigt war zu vertrauen. Sie hatte erkannt, dass die Frau mit flammend rotem Haar den Überblick behalten hatte, wo sie selbst auf jede einzelne Kreatur fokussiert gewesen war, die im Endeffekt keinen Unterschied gemacht hatte. In einem Kampf wie jenem an der Tempelruine, war das Halten von Stellungen sinnvoller gewesen, damit der Entscheidungsschlag gelang.
    Und wie er gelungen war.

    Während die Aranisaani in den Schankraum der Sumpflilie lief – Wildkatze hatte sie sich kurzerhand geschnappt – dachte sie darüber nach, wie Ryu und der seltsame grüne Schattenläufer gegen den alten Herrn des Sumpfes gekämpft hatten. Noch nie zuvor war sie Zeugin einer so eindrucksvollen Darbietung kämpferischer Finesse gewesen. Doch da war noch so viel mehr, als ausgefeilte Technik und Körperbeherrschung. Ryu hatte geglüht! Aus der Ferne hatte es ausgesehen, als würde seine Haut zerfallen und eine Rüstung, die er darunter trug war zum Vorschein getreten, blauschimmernd und so eng wie seine Haut selbst. Es hätte der Nebel des Sumpfes sein können, doch Chala schwor, dass sie Rauch aus Mund und Nase des Hauptmanns kommen sah und wie er manche Sprünge und Schläge vollführt hatte, war ihr ein Rätsel. Es war, wie es schon damals war. Sie war so fern von ihrem Ziel und alles, was sie tun konnte, war aufblicken zu jenen, die hatten, was sie wollte. Und ihre Vermutung war, dass sie niemals erreichen würde, wo von sie träumte, wenn sie nicht dem Ursprung der Nebeldoppel auf den Grund ging, die noch immer ihre Gedanken heimsuchten. Fünf Pfade hatten sie ihr aufgezeigt, doch war auch nur einer davon der Richtige?
    Sie bestellte sich einen Krug Sumpfbier und suchte sich einen leeren Platz. Zwei Barden, die bereits bei der Ehrung der Toten und der anschließenden Feier gespielt hatten, zupften leise auf der Laute und untermalten das Treiben der Schenke mit Flötenspiel. Man merkte, dass es allen nach Ruhe verlangte, dass sie Zeit brauchten zu verstehen, so wie auch Chala.
    Geändert von Chala Vered (20.05.2024 um 11:50 Uhr)

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    Dr. Spirituum Naturalium  Avatar von Maris
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    Heilkammer - Hunds Bettstatt

    Onyx war wirklich eine bemerkenswerte Erscheinung. Auf den ersten blick tumb und grobschlächtig, nicht zuletzt, weil er die Gemeinsprache mehr schlecht als recht beherrschte, erwies er sich als eloquenter Gesprächspartner, als er plötzlich ins Varantische wechselte, das seit dem Einfall der Myrtaner im Land des Sandes nur noch in Al Shedim offen - und in den Städten der Assassinen hinter verschlossenen Türen - gesprochen wurde. Doch was er da zutage gefördert hatte, war noch viel beeindruckender gewesen. Ja, Maris wusste davon, dass das Wissen der Alten in Steinen und Kristallen für die Nachwelt festgehalten worden war. Bei der Mutter, im Tempel des Löwen hatte er eine ganze Bibliothek dieser Steine gesehen. Doch dass sich Trugbilder erzeugen ließen, die die Altvorderen direkt vor ihren Augen agieren ließen, das war ihm neu.
    Selbstredend hatte er sich bereiterklärt, Onyx mit seinen seherischen Fähigkeiten zu unterstützen, so er denn diese benötigte. Und auch die Geheimhaltung des Gesehenen war eine Selbstverständlichkeit - nicht, dass es je anders gehandhabt worden wäre unter den Druiden, als jegliches Wissen in steter Geheimnistuerei zu verschließen.
    Sie waren allesamt zurückgekehrt zum großen Baum. Runa hatte auf dem Rückweg die ganze Zeit über begeistert von Zaara und ihrem Ritual gesprochen. Sie schien sich darauf zu freuen, bald mehr Zeit mit ihr verbringen zu können, wenn das weißhaarige Mädchen bei Maris zu lernen begann. Am Baum angelangt, hatte Runa sich von ihrem Vater verabschiedet, um ihr eigenes Ding zu drehen. Da sie spätestens bei der Jagd bewiesen hatte, dass sie sehr gut allein zurechtkam, und der Segen der erfolgreichen Jagd immer noch über dem ganzen Gebiet hing, ließ Maris sie ziehen. Ihn selbst jedoch zog es in die Heilkammer, denn dort kurierte immer noch ein Mitglied seiner Spähgruppe seine Verletzungen aus.

    "Wie geht es ihm?", fragte Maris, als er an die Aufbettung trat. Sana sah zu ihm auf. Auch Frank saß neben dem strohgedeckten Lager auf einem Schemel und machte eine betretene Miene.
    "Das Bein war nicht zu retten", sagte Sana mit wehmütigem Blick. "Die Magier hatten keine Zeit für einen Hund."
    Maris sah auf den schlafenden Hund herab, dessen Unterleib mit einem Tuch bedeckt war. Er sah friedlich aus, wie er da so lag.
    "Die haben immer noch mit den menschlichen Verletzten alle Hände voll zu tun." Sein Blick ging hinüber zu Ryu am anderen Ende der Heilkammer, an dessen Seite eine ganze Reihe von Mitstreitern wachten. "Aber es ist gut, dass sie ihm als Mitglied der Jagd einen Platz hier gewährt haben."
    "Sein Bein kommt davon auch nicht zurück", murrte Sana, doch falls sie Zorn darüber empfunden haben sollte, war er bereits verraucht.
    "Irgendwelche Nachwirkungen des Giftes an den Pfeilspitzen?"
    "Nein, der Schuss schlug direkt durch und ich hatte die Wunde noch im Tempel so gut es ging ausgewaschen. Am Bein hatte sich eine Fäulnis ausgebreitet, doch das ist nun sowieso ab. Aber er ist stark. Er wird auch auf drei Beinen ein treuer Begleiter sein."
    "Maris, kann ich kurz mit dir sprechen?" Frank zog ihn zur Seite. "Sind die Heiler hier wirklich alle in Ordnung? Der Kerl, der sich um Hund gekümmert hat sah nicht nur müde, sondern auch ziemlich verwirrt aus. Erst hat er verkündet, dass mindestens ein Knochen gebrochen ist."
    Maris zog die Augenbrauen zusammen. Die Knochen in Hunds Bein waren nach dem Treffer völlig fragmentiert gewesen.
    "Und dann hat Hund das Bein abgenommen und dabei darüber gesprochen, welcher Wein am besten zu Hundekeule passt. Das ist doch nicht normal, oder?"
    "Hatte der Kerl einen roten Mantel mit vielen Taschen an?"
    Frank nickte. "Kennst du ihn?"
    "Das ist Osmo. Der hat einen Knall, aber er ist ein guter Heiler. Man darf seinem Geseier nur nicht zuhören. Muss ja wirklich erschöpft gewesen sein, wenn er keine Kraft mehr hatte, sich anderweitig um Hunds Bein zu kümmern. Alles gut, Frank." Maris klopfte ihm auf die Schulter.
    "Naja, nicht für Hund. Wegen mir hat er jetzt ein Bein weniger."
    "Das warst nicht du, sondern diese beiden Dämoninnen. Und die sind jetzt wieder dort, wo sie hingehören. Oder was auch immer mit Dämonen aus Beliars Reich passiert, wenn man sie tötet."

    Maris trat wieder an Sanas Seite, und auch Frank setzte sich neben Hund nieder. Vermutlich würde Sana ihn für längere Zeit an der Backe haben, bis sein schlechtes Gewissen Hund gegenüber wieder ins Reine gekommen war. Doch es gab noch etwas anderes, worüber er sprechen wollte.
    "Sana, im Tempel hast du dieses Spielzeug in den Händen gehalten. Du hast von Ravi gesprochen. Möchtest du darüber reden?"
    In ihre Augen trat ein so tiefer Ausdruck von Schmerz, dass Maris die Frau am liebsten in den Arm genommen hätte. "Ich... kann nicht."
    Er nickte. "In Ordnung. Falls du deine Meinung änderst, kannst du jederzeit-"
    "Er war... mein Sohn. Und der Fuchs war sein Spielzeug." Sana hatte die Augen geschlossen. Es kostete sie spürbar Kraft, davon zu erzählen. Maris legte seine Hand auf die ihre und sah sie an, sagte jedoch nichts.
    "Das ist mehr als zehn Jahre her. Er wäre jetzt so alt wie das weißhaarige Mädchen. Etwas älter vielleicht."
    Sanas Kinn sank auf die Brust. Ihre Schultern hoben und senkten sich in tonlosem Schluchzen.
    "Es war alles seine Schuld. Dieser Feigling, der dachte, schlauer als alle anderen zu sein."
    "Komm her." Maris nahm Sana in den Arm. Es scherte ihn nicht, dass sie sich kaum kannten. Sie brauchte Halt, nun, da sie sich öffnete. Vermutlich das erste Mal überhaupt seit zehn Jahren.
    "Er nannte sich der Graue. Lis der Graue. Er war nicht Ravis Vater, aber ich war seine Gefährtin. Und Ravi hing an seinen Lippen, sobald er den Mund öffnete."
    Sana löste sich aus der Umarmung und zog das hölzerne Spielzeug hervor. Sie drehte es in ihren Händen. Ein einfacher, geschnitzter Fuchs.
    "Den hat Ravi von Lis bekommen. Er hat dieses Ding geliebt wie nichts anderes auf der Welt. Außer Hund vielleicht. Er war damals kaum mehr als ein Welpe."
    Maris warf einen Seitenblick auf Frank. Der lauschte ergriffen Sanas Worten und wischte sich selbst die Tränen aus dem Gesicht.
    "Was ist passiert?"
    "Lis hielt sich für schlauer als alle anderen. Ich weiß nicht genau, worum es ging, aber er hatte diesen Tempel ausfindig gemacht, damals, als wir alle die Sümpfe noch nicht so gut kannten wie heute. Er wollte etwas von dort, aber der Tempel war das Nest von ihr."
    Maris nickte. "Yakumama."
    "Er versuchte, mich zu überreden, für ihn in diesen Tempel zu gehen, während er die Schlange ablenkt. Er wollte eine Schatulle, die er tief in ihrem Nest vermutete. Doch ich hatte Angst und sagte nein."
    "Also überredete er deinen Sohn."
    Sana nickte. Sie schluchzte nun offen und ließ ihrem Schmerz freien Lauf.
    "Sie waren einfach weg, als ich aufgewacht bin! Hätte ich doch nur-"
    "Nein. Nein, das ist nicht deine Schuld. Dieser Lis hat das das getan, nicht du."
    "Ich bin hinter ihnen her, zum Tempel. Dort stand er und starrte der Schlange in die Augen, so wie du es auch getan hast. Aber er konnte sie nicht aufhalten."
    Sie sah Maris an, ihre Augen rot und verquollen von all den Tränen, die sie über all die Jahre in ihrer selbst gewählten Isolation zurückgehalten hatte.
    "Lis rannte hinterher, aber anstatt Ravi zu helfen, hatte er nur seine verfluchte Schatulle im Sinn!"
    Er nahm sie erneut in den Arm und drückte sie fest an sich. Sana bebte und zitterte. Zu viel Schmerz war da in ihr. Er wünschte, er hätte ihn ihr nehmen können. doch dazu war seine Magie nicht imstande.
    "Lis verschwand noch am gleichen Tag", sagte sie leise, als sie sich endlich wieder beruhigt hatte. "Und ich wollte von da an nichts mehr mit Menschen zu tun haben. Also nahm ich Hund und ging dorthin, wo ich auf keine mehr treffen würde. Bis dieses verfluchte Mal erschien."
    Sie sah zu Hund und legte eine Hand auf den Körper des schlafenden Tieres.
    "Ihn zu verlieren, hätte mir das Letzte genommen, was mir noch bleibt. Aber ich habe jetzt erkannt, dass es nichts bringt, wegzulaufen. Was passiert ist, wird mich auch dann verfolgen, wenn niemand um mich ist. Und ich habe gelernt, dass es immer noch Menschen gibt, die besser sind als der verfluchte Graufuchs."
    Nun war es Frank, der Sana seine große, dunkle Pranke auf die Hand legte. Er hatte Rotz und Wasser geheult, während er der Geschichte gelauscht hatte.
    "Ich will das mit Hund wiedergutmachen. Ich helfe dir und Hund, so lange du mich brauchst und willst."
    "Ach Frank, du bist ein guter Junge", sagte Sana. Ihre Lippen formten sich zu einem milden Lächeln, gezeichnet von all der Trauer, aber auch von Güte und Dankbarkeit.
    "Danke, dass ihr mir zugehört habt. Aber jetzt geht raus und feiert und lasst euch von einer alten, traurigen Frau nicht belasten."
    "Du belastest uns keineswegs, Sana", sagte Frank mit einem herzlichen Lächeln. Und auch Maris musste lächeln. Eine Gruppe von Außenseitern, verbunden im Kampf und durch Güte im Herzen. Es war erstaunlich, welche Früchte diese Jagd hervorbrachte.

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    Heilkammer - Nerea

    Am Eingang der Heilkammer hielt Nerea inne. Sie hatte Leyla versprochen weitere Kräuter zu bringen, die wegen der vielen Verletzten knapp wurden. Einen großen Flechtkorb voll hatte sie dabei, der ihre Vorräte nahezu vollständig aufbrauchte. Doch für eben solche Situationen hatte sie ja überhaupt erst einen Vorrat angelegt.
    Die enge Kammer war gut gefüllt. Der Hauptmann lag auf einem der Betten. Sein Oberkörper war mit Bandagen gesäumt und sowohl Griffin, als auch Freiya, Onyx, Osmo und Leyla standen um ihn herum. Die alte Rimbe hatte gehört, was sich am nördlichen Tempel zugetragen hatte und noch immer zweifelte sie an den offensichtlich übertriebenen Darstellungen. Doch sie musste zugeben, dass die geschundene Form des Hayabusas die Geschichte glaubwürdiger machte. Seine Haut wirkte wie verbrannt, fast so, als wäre er durch eine Feuerwand geschritten. Nicht, dass sie ihm eine solche Torheit nicht zutrauen würde.
    Mit einem respektvollen Räuspern erweckte Nerea Lelyas Aufmerksamkeit, die ihr eilig entgegenkam, um die erwarteten Kräuter entgegen zu nehmen.
    „Danke“, hauchte sie leise, um die Verletzten nicht zu stören.
    „Leider nur getrocknete. Für Frische Kräuter habe ich noch nicht die Zeit gefunden. Zarra ist momentan zu abgelenkt von…allem“, flüsterte die Kräuterfrau.
    Die Ovates nickte verstehend, nahm den Flechtkorb und stellte ihn auf einen nahen Tisch, der bereits überfüllt war. Doch in Krisenzeiten war man weniger zimperlich.

    Nerea entdeckte währenddessen Maris, der ihr vor dem Ritual mit seinen Worten Trost und Zuversicht gespendet hatte. Sie war ihm dankbar und dass ihre Kleine bei ihm lernen sollte, war ihr – wie sie erstaunt hatte feststellen müssen – Recht.
    Langsam lief sie auf ihn zu. Er stand bei einer Frau, deren Augen rot unterlaufen waren und einem Hünen, der noch grün hinter den Ohren schien. Auch sein Gesicht war verquollen, so als hätte er kürzlich geweint.
    „Entschuldigung, Maris?“, fragte die Alte leise und neigte vor den anderen beiden den Kopf.
    Sie entdeckte den Patienten, der dort auf der Bettstatt lag und schwankte zwischen Staunen und Bedauern. Ein Hund, dessen Unterkörper bedeckt war. Er schlief und sein Atem war regelmäßig, doch wenn er in der Heilkammer war, vermutete Nerea das schlimmste.
    „Ich möchte euch nicht stören. Ich komme später zu dir“, entschuldigte sie sich hastig und wollte schon gehen, doch spürte sie die Hand des Varanters auf ihrem Arm.
    Die Frau wandte sich unterdessen dem Hund zu und der Hüne leistete ihr Beistand.
    „Ich bin nur gekommen, um mich bei dir zu bedanken. Ich hätte es bereut dieses wichtige Ereignis im Leben meiner Enkelin zu verpassen und ich übergebe sie in deine Hände. Bitte pass gut auf sie auf. Sie ist alles, was mir von Saelind, meiner Tochter, geblieben ist“, bat sie ihn leise und schloss dabei die Augen.
    Es war schwierig für sie loszulassen, doch Maris hatte Recht gehabt und es war Zeit Zarra fliegen zu lassen.
    „Wenn es nicht zu vermessen ist…Behandle sie bitte wie deine eigene Tochter. Runa ist ein liebenswertes Mädchen und in vielen Dingen bereits so, wie ich es mir für Zarra gewünscht hätte“, gab sie ihr Versäumnis zu und griff nach der Hand des Vaters, drückte sie einmal und ließ dann wieder von ihm ab, ehe sie sich bereit machte, zu gehen.
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    Heilkammer / Erinnerungen an die Kindheit

    Ein warmer Windhauch wanderte hindurch zwischen den nach den Himmel greifenden Bambuswäldern, die sich darin sanft wogen und mit ihrem Rascheln das liebevolle Lied natürlicher Harmonie sangen, während die Mittagssonne sich in ihrer liebevollen Art zwischen den länglichen Blättern hindurch schlängelte. Von dort oben, am Himmelszelt, an das so viele reichen wollten und doch nie hinkamen. Bis hinunter auf die Nasenspitze des jungen Fischers, der dort am Fluss saß und eingeschlafen war. Verspielt und neckisch hielt jener Lichtkörper einen seiner Strahlen auf der Nasenspitze jenes Jungen, der durch die punktuelle Wärme und jenes Licht langsam die Augen aufeinanderpresste und dabei war, zu sich zu kommen. Leise seufzend und mehr widerwillig als in freier Entscheidung, verzog er das Gesicht. Dann öffneten sich die tiefgrünen Augen in mehrmaligem Blinzeln bei dem er, geblendet vom Rest der Sonne seinen Arm anhob. Wie lange hatte er wohl geschlafen? Hatten die Fische schon gebissen? Nein... Das hätte er an seinem großen Zeh gespürt. Wann immer er hier am Fluss saß und angelte, hatte er einen Teil der Schnur um seinen großen Zeh gewickelt. Zu bewusst war es dem Zehnjährigen, dass er dazu tendierte an diesem Ort einzuschlafen. Langsam hob und senkte sich der kindliche Körper, als er seine Rechte ein wenig zur Seite führte und zwischen seinen Fingern jene wärmenden Strahlen erneut hindurch und auf sein Gesicht fallen ließ. Einen Augenblick verharrte der so, atmete immer wieder langsam durch und versuchte, sich seiner Umgebung bewusst zu werden.

    Ryu war oft an diesen Ort gekommen. Ein in stetiger Bewegung befindlicher Fluss, reich an Fisch und Algen der ihnen schon oft eine gute Nahrungsquelle gestellt hatte. Und, abseits seiner Freude am Angeln, einer der wenigen Dinge, die ihm Mutter in Erinnerung an seinen Vater seinerzeit beigebracht hatte, hatte dieser Ort etwas Magisches an sich: Als trennte er zwei Welten voneinander, separierte die fließende Linie natürlicher Lebenskraft auf der einen Seite den Bambuswald an dessen Ufer der junge Fischer saß, andererseits einen Wald reinen Goldes. Nun, kein echtes Gold, sondern einer der vornehmlich von goldfarbenen Ginko-Bäumen dominiert war. Zuhause, in seinem Dorf sagte man, dass jener Fluss ein heiliger Fluss war, der das Gleichgewicht der Natur in alle seinen Facetten repräsentierte. Die Dualität aus Licht und Schatten, durchzogen vom ewigen Fluss aus Veränderung und Anpassung durch das Wasser, aus dem am Ende alle ihre Kraft zogen. Nicht viele trauten sich, hier zu angeln, doch war es für den jungen Hayabusa nie ein Problem gewesen die Stille und Schönheit dieses Ortes zu genießen, ohne dabei groß aufzufallen. Es... Fühlte sich einfach an, als würde er an diesen Ort gehören. Wo andere Kinder im Dorf herum jagten, spielten und Unsinn trieben, zog sich Ryu lieber an Orte wie diese zurück und genoss die Stille.

    Ein leiser Seufzer entfuhr dem jungen Burschen, dann lenkte er seinen Blick nach links. Dort, als Bindeglied jener zwei Welten hielt die rote Brücke ihre stille Wacht und, in ein paar Stunden, würde er sie wohl auch wieder beschreiten. Ein weiteres, langsames Blinzeln folgte, in dem der Junge darüber nachdachte, was seine Mutter ihm über jene rote Farbe erzählt hatte. Rote Brücken symbolisierten den Weg zwischen der Welt der Menschen und der Natur. Zur Unsterblichkeit und dem Paradies. Nur blieb die Frage: War der Ginko-Wald die Welt der Natur? Oder jener Bambus-Wald hinter dem sein Heimatdorf lag? Schließlich lagen die großen Präfekturen jenseits der goldenen Kronen... Oder waren es die Ufer? Ryu, in seiner jugendlichen Unwissenheit konnte es nicht fest machen. Alles, was er wusste, war, dass Mutter am heutigen Abend etwas Besonderes zubereiten wollte! Das Lieblingsessen des jungen Fischers: Lachs auf Reis, dazu Algen und Sesamkörner! Und wenn es der Markt hergab, vielleicht noch Tintenfisch und Aal! Ja, richtig! Es gab ja etwas zu feiern! Aber was war das nochmal? Irgendein Fest mit Laternen... Wieder einmal hatte er es vergessen. Wie so oft. Selbst das Nähern seines Geburtstages war ihm immer schwergefallen. In manchen Jahren hätte Mutter ihn nicht erinnert, hätte er wohl gar nicht mitbekommen, dass er nun wieder ein Jahr älter war. Zu sehr hatte der junge Bursche den Kopf in den Wolken, träumte tagein, tagaus von großen Abenteuern und dem Treffen mystischer Wesen wie den Vogelmenschen des heiligen Berges. Obwohl man ihnen nachsagte, hinterhältig und trügerisch zu sein, hegte der junge Hayabusa schon immer eine Faszination für sie und die anderen Sagenkreaturen, von denen die Menschen in den Tälern lernten weise zu sein und zu überleben.

    Doch etwas riss ihn aus seinen Tagträumereien. Ein Ziehen. Ein Zucken am großen Zeh seiner schmutzigen Füße. Ein Fisch hatte angebissen! Ruckartig rollte sich der Fischer auf alle Viere und krabbelte hin zu der Bambusrute die dort auf einem gegabelten, aufrecht steckenden Ast ruhte. Nun, das war vielleicht das falsche Wort. Gerade als Ryu ankam um den Griff zu packen, hob sich dieser durch den Zug des Fisches an, womit der Bursche einen heftigen Schlag gegen das Kinn bekam. Tränen schossen ihm in die Augen und ein entsetzter Schrei entfuhr seinen Lungen, mehr durch den Schreck als den Schmerz, ehe er, die Zähne zusammen gebissen nach der Rute griff und das Duell jenes trotzigen Fisches annahm, der dort das Werkzeug des Burschen stehlen wollte.

    Es war ein Duell, würdig der Legenden: der mächtige Lachs gegen den mächtigen Schlächter der Flussmonster! Die Bestie ruckte an der Schnur und Ryu lehnte sich nach vorne, nur um dann in einem Moment der Ermüdung der Bestie an der Rute zu ziehen und sich mit den Fersen in den lockeren Boden zu stemmen. Hin und her rangen die beiden Kontrahenten, doch am Ende... Hatte der Bezwinger der Flussmonster erneut gewonnen! Triumphierend hielt er den im Sonnenlicht prächtig glänzenden Lachs in die Höhe der ihm, verzweifelnd zuckend noch zwei Mal mit der Flosse eine Ohrfeige gab. Doch es war vorbei. Der Name Hayabusa verzeichnete eine weitere Bestie, die unter ihm ihr Ende gefunden hatte! Zufrieden, aber auch besorgt sein, eigentlich nicht mehr schmerzendes Kinn reibend, packte er den frischen Fisch in den großen Korb, den er mitgebracht hatte, zusammen mit den anderen und nickte dann einmal in stiller Selbstbestätigung. Er hatte genug für heute und zum Trocknen für die nächsten Tage gefangen. Mutter würde zufrieden sein und das Abendessen war somit mehr als verdient! Und danach würde er der kleinen Hinata davon berichten, wie er den Flussgeistern erneut ein Schnippchen geschlagen und für das heutige Essen gesorgt hatte! Sie war immer fasziniert gewesen von seinen Geschichten und, wie jeder junge Bursche in dem Alter, liebte Ryu die Anerkennung, die ihm zuteilwurde. Schließlich war er der Ältere der beiden Geschwister und musste daher als gutes Vorbild herhalten!

    Gerade hatte der Junge seine Füße grob mit einem Ast vom Schlamm des Flussufers befreit, ehe er auf die rote Brücke getreten war und das warme Holz jener rot lackierten Bretter an seiner nackten Haut gespürt hatte, da hielt er inne und blickte noch einmal entlang des Flusses. Leicht verneigte er sich dabei und dankte innerlich dem Fluss für seine Gaben. Dann klatschte er zwei Mal leicht in die Hände, schloss die Augen und atmete einmal den warmen Zug der Mittagsluft ein, ehe er kehrt machte und wieder in Richtung des Bambuswaldes schritt.

    Später...

    "Ich bin zuhauuuseee!", rief der junge Bursche, als er die Behausung seiner Familie betrat. Wie immer war es hier recht still und lediglich das leise Ächzen der Dachbalken begrüßte ihn, während er den großen Fischerskorb zur Seite stellte und sich die Füße auf der alten Reismatte abtrat. Dabei beobachtete der junge Fischer, wie so oft, das Umhertänzeln einzelner Staubkörner im Schein der durch das oben an der Wand angebrachten, hölzernen Gitterfensters. Es war eines dieser kleinen Zeichen von Heimat. Ein kleines Ritual des nach Hause Kommens. Kurz knetete er gedankenverloren seinen rechten Fuß, dann stand er auf und schob jene Tür beiseite die zum Gemeinschaftsraum der Familie führte. Dort, auf den ausgelegten Reismatten saß, wie jeden Tag zu dieser Stunde, seine Mutter. Die Ärmel ihres Gewandes hochgebunden, gleichsam ihre schwarzen Haare die dennoch in wilden Strähnen links und rechts ihres Gesichtes herunter fielen, während sie bereits Vorbereitungen für das Essen traf. Es wurde Lauch geschnibbelt, Zwiebeln gewürfelt, Hinata davon abgehalten in den heißen Topf zu greifen und Eier gepellt. Wie immer, reine Zauberei in den grünen Augen Ryus. Ohne weiteres trottete der junge Bursche auf seine Mutter zu, ließ sich neben ihr im Schneidersitz auf den Boden plumpsen und griff sich eine Gurke und ein Messer. "Wollten die Fische heute nicht so recht beißen, hm?", grüßte sie ihn schließlich, als sie für einen Moment ihr Werkzeug beiseitelegte und Hinata den linken Arm umlegte und sie an sich drückte, Ryu hingegen mit dem rechten. Kurz schaute der Junge zu ihr auf, dann wandte er, ein wenig peinlich berührt das Gesicht ab und vergrub sich mit dem Haupt im Saum ihrer Kleidung. Er mochte das Gefühl von Geborgenheit, aber er war doch schließlich auch der Mann im Haus und da musste man beherrscht und stark sein!

    "Ja, also, Mama... Da war SOOO ein großer Fisch, der mich so herausgefordert hat! Der wollte erst die Angel, dann mich und dann die rote Brücke verschlingen! Jaha! Aber ich hab' dem bösen Geist gezeigt, wer hier der Meister ist und dann, äh, also, so... Äh... Jawh! Vermöblert habe ich ihn! 'In den Topf kommst du!', habe ich gerufen! Und er dann so: 'Oh nein! Bitte hab Gnade, großer Meister Hayabusa!'. Aber ich bin nicht drauf reingefallen! Und jetzt steckt er im Korb an der Tür und bereut seine Taten ganz doll! Jaha, so tapfer war ich!"

    Mutter richtete ihren Rücken leicht auf und strich sich mit der Rechten eine Strähne hinters Ohr. Dabei lachte sie auf ihre übliche Art und Weise sanft, führte sich dabei sachte den Rücken der Hand vor den Mund, wie sie es immer tat. Schließlich wanderte ihre nach Zwiebeln und Lauch riechende Hand auf das Haupt ihres Sohnes, wo sie zärtlich darüber streichelte. "Ryu Hayabusa, Schrecken der Flussreiche. Ich bin froh, dass so ein starker Krieger sein Dorf und seine Familie beschützt und vor den bösen Geistern verteidigt! Aber wie wäre es, wenn du uns einen Tee machst? Ich komme hier schon zurecht, mein tapferer Krieger."

    Ryu nickte resigniert und legte Messer wie Gurke beiseite. Wieder nicht mit scharfen Gegenständen hantieren… Dabei war er doch schon so geschickt mit dem Holzschwert! Wann durfte er endlich ein echtes führen? Schließlich hatte er die garstigen Krähen schon so oft von den Feldern vertrieben! Nun, vielleicht am Abend, wenn er den Reisbauern Wasser gebracht hätte. Apropos Wasser…

    Mittlerweile stand der Junge hinter dem Haus der Hayabusa und öffnete eines der Vorratsfässer. Es fiel ihm etwas schwer, den Deckel anzuheben, der oberhalb des Behältnisses saß, das wiederum einen Kopf größer war. Doch mit ein bisschen Gehebel, einer Kiste als Unterstand und der Gewieftheit eines Wanderfalken ging das schon! Erst jetzt, beim Blick in sein vom Wasser gespiegeltes Antlitz fiel dem jungen Meister des Holzschwertes auf wie durstig er eigentlich war. Also tauchte er die Tonkanne einmal tief in das kühle Quellwasser und nahm einen ordentlichen Schluck daraus. Eine seltsame Kühle und Bitterkeit erfüllte dabei seine Geschmacksnerven und den, gefühlt, völlig ausgetrockneten Körper. Als hätte er seit Tagen nichts zu sich genommen. Da war es fast schon schade, es zu erhitzen! Aber wer war er, Mutter einen Wunsch abzuschlagen? Mit dem Wasser drinnen und Mörser samt Stößel an der angefachten Feuerstelle sitzend, begann Ryu also zu mahlen. Und, wie so oft bei den alltäglichen, monotonen Aufgaben begann seine kindliche Fantasie zu wandern. Zu den großen Familien die in ihren Anwesen lebten. Die die Namen großer Schwertmeister und Handwerker trugen. Aber warum trugen sie nicht so einen Namen? Warum war es der Wanderfalke, Hayabusa?
    „Du, Mamaaa?“, begann er mit der kindlichen Neugier, die ihn so prägte.

    „Ja mein Schatz?“, entgegnete Mutter, die gerade den Reis wusch.
    „Warum haben alle so tolle Namen?“, führte Ryu weiter und blickte dabei prüfend in die grüne Masse die noch zu Teilen aus grünen Blättern, zu anderen aus gemahlenem Pulver bestand.
    „Wie meinst du das?“, harkte die Matriarchin der Hayabusa-Familie nach, blinzelte und lächelte dabei. Bereits in neugieriger Erwartung, was als nächstes käme.
    „Naja, unser Name bedeutet nur Wanderfalke… Und die anderen sind nach all den tollen Kämpfern und Meistern benannt! Stammen wir nicht von wichtigen Leuten ab?“
    Trotz der großen Augen mit denen Ryu seine Mutter anblickte, lächelte diese nur und schwieg. Er kannte diese Reaktion. Sie wusste bestimmt, was sie sagen wollte, hielt sich jedoch zurück, damit ihr Spross sich auf die Aufgabe, die er gerade ausübte, fokussieren konnte. Also konnte er nur mit einer Antwort rechnen, würde der Tee fertig werden. Also war klar, was es zu tun galt.

    Wenig später saßen Hinata, Mutter und Ryu also am Tisch und, wie es Tradition war, goss Mutter den Tee auf. Es war so ein gewohnter, beruhigender Anblick, sie dabei zu beobachten. Zwei Löffel von dem Pulver pro Tasse, bei denen sie nach jedem Ausleeren der Tragfläche sachte drei Mal gegen den Rand der jeweiligen Tasse klopfte, um die restlichen Spuren des Pulvers in die Keramik zu befördern. Dann begann sie, das heiße Wasser in die Tassen zu gießen, zog dabei den Kessel immer ein Stück weiter in die Höhe, bis schließlich in allen drei Porzellangefäßen die gleiche Menge heiß dampfender Flüssigkeit zu ziehen begann. „Weißt du noch?“, erinnerte sie ihren Sohn und begann damit, sanft mit ihren Fingerkuppen aneinander zu tippen. Ryu verfolgte das ganze achtsam und zählte in Gedanken. Dreißig Fingerschläge sollte es dauern, bis der Tee perfekt war. Dann wäre er bereit zum Trinken. Und, wie seit Anbeginn seiner bewussten Erinnerung, war es auch dieses Mal wieder so. „Verbrüh dich nicht, Liebling.“, wies sie ihn an und nahm, ihm gegenübersitzend die Tasse auf ihre flache Hand, drehte sie drei mal langsam und roch vorsichtig. Der Ausdruck innerer und äußerer Zufriedenheit färbte auf den Jungen ab, der es seiner Mutter gleichtat.

    Vorsichtig begann er, an der dampfenden Flüssigkeit zu nippen, zuckte dann jedoch etwas zurück. Was war das heiß! Dann folgte ein weiteres, vorsichtiges Nippen. Und noch eines. Und mit jedem Tropfen schien der Tee weniger heiß, doch dafür umso bitterer. Hatte Mutter sich geirrt? Hatte er die falschen Blätter gemahlen? Kurz hielt er inne, blickte hinaus in den Hof zu dem alten Ahorn der gerade in vollem, roten Blätterkleid stand. Wie schön sie doch waren… „Du wolltest wissen, warum wir unseren Namen tragen, nicht wahr?“. Die Aufmerksamkeit des Burschen landete wieder bei seiner Mutter die nun, die Teeschale im Schoß haltend seinem Blick folgte. „Spürst du den Abendwind, der dort von den Bergen zu uns herunter weht?“, begann sie, schloss die Augen und atmete einmal tief durch. Ryu bejahte, verstand jedoch nicht. „Die Vogelmenschen sprechen dadurch mit uns. Sie geben ihre Nachrichten an die Geister unserer Vorfahren weiter, die sie mit dem Wind zu uns tragen. Sie führen uns. Leiten uns. Und wenn du genau lauschst… Lehren sie uns auch.“.

    Der junge Hayabusa dachte einen Augenblick nach, nahm noch einen Schluck von dem überaus bitteren Tee und verzog das Gesicht. „Bleh…“, dann schüttelte er den Kopf. Natürlich würde er ihn austrinken. Schließlich hatte Mutter ihn mühevoll zubereitet! Und er auch! Aber lecker war das nicht… Dennoch faszinierte ihn da mehr an der Geschichte. „Also… Sind wir auch Vogelmenschen?“, fragte er schließlich weiter und pustete sich einige der Strähnen auf seiner Stirn in die Höhe. Doch Mutter lächelte nur und schüttelte sanft den Kopf. „Nein, Ryu. Es gab einmal, vor vielen, vielen Jahren einen jungen Mann, der in die Berge zog, um dort zu lernen, Eins mit sich und der Natur zu werden. Der dachte, die Natürlichkeit unseres Landes könne ihm zu wahrer Erleuchtung verhelfen, wenn es um das Führen seines Schwertes ging. Eines Tages traf dieser Mann, Jin war sein Name, dort auf einen der Vogelmenschen…“

    Ryu saß urplötzlich mit großen Augen, aufrecht wie ein Bambus an einem stillen Sommertag da. Wenn es um die Vogelmenschen und Schwerter ging war er schon immer ganz Ohr gewesen. „Hat er ihn bekämpft? Die Vogelmenschen sind doch alle hinterhältig und fies! Oder? Oder!?“. Beschwichtigend hob Mutter die Hand, führte sie dann auf den Schopf der bereits eindösenden Hinata. „Nein. Nur zu denen, die niederträchtig im Herzen sind, mein Junge. Der Vogelmensch, dessen Antlitz das eines Falken, eines Hayabusa war, misstraute Jin natürlich in der Wahrheit seiner Absichten. Also beobachtete er ihn für viele Tage und Wochen. Und eines Tages beschloss er, sich Jin zu offenbaren und ihm als Anerkennung für den Respekt den er den Tieren, Wäldern und Tälern entgegenbrachte, ihm Gesellschaft zu leisten. Die beiden freundeten sich schnell an und irgendwann, nach Jahren der gemeinsamen Wanderschaft, entschied der Vogelmensch, dass Jin nun bereit war, die Schwertkunst der Schöpfer zu erlernen. Also lehrte er ihn unter einer Bedingung: Seine Klinge stets für einen gerechten Zweck zu führen. Einen Clan zu gründen, der die Dunkelheit aus der Welt treiben sollte. Jin willigte ein. Und eines schönen Tages, als der Schnee schon lange geschmolzen und die Kirschen in voller Blüte standen, kehrte Jin, nun Träger des Namen Hayabusa, zurück in dieses Tal, wo er Wort hielt. Jin Hayabusa. Der erste unter den Schwertmeistern.“

    Damit endete sie mit ihrer Geschichte. Ob darin Wahrheit oder Märchen lag, wusste Ryu nicht. Er würde es wohl auch nie erfahren. Aber die Vorstellung, ein Spross des großen Jin Hayabusa zu sein, ließ seine Augen groß und seinen Mund weit offenstehen.

    „Also… sei immer aufrecht in allem was du tust, mein Sohn. Und trinke immer fein den Tee aus! Sonst kommen die Vogelmenschen von den Bergen und holen dich!“

    Der junge Hayabusa nickte ganz eifrig, packte die Teeschale mit beiden Händen und stürzte die bittere Suppe mit einem Mal herunter. So sehr, dass er sich fast verschluckte und zu husten begann. So stark, dass der Blick auf die roten Ahornblätter alsbald verschwammen und…

    Er beim nächsten Aufblinzeln erwachte. Hustend, seine Geschmacksnerven erfüllt von Bitterkeit und einer Schwäre, die ihm alle Kraft zu rauben schien, versuchte Ryu sich zu orientieren. Alle seine Glieder schmerzten auf und selbst seine Knochen wirkten, als pulsierten sie dumpf und gemartert. Es bedurfte einiger Momente, dann kehrte wieder etwas Ruhe ein. Sowohl in seinen Geist als auch Körper. Langsam wurde die Situation wieder klarer: Er lehnte dort an etwas… Massivem? War das ein angewinkeltes Bein? Das Meer aus rotem Ahorn wurde durchbrochen von zwei smaragdgrünen Edelsteinen, raschelte jedoch nicht im Geringsten. Die Sonne war bereits gewichen und als die Augen des Hüters etwas nach oben rollten um den Himmel zu begutachten, blickte er nur in das grinsende Gesicht eines großen Bergaffen, wie er mit ihnen schon so oft in den heißen Quellen gebadet hatte. Aber nein… Bergaffen wirkten entspannter und… stützten Menschen nicht. Das war… „Griffin…“ Und die Smaragde im Ahorn gehörten… Er blinzelte noch einmal zu dem Meer aus Rot. „Freiya…“. Und dann war da noch jene kräftige, dunkel Hand, die mahnend dazu aufforderte, diesen eklig-bitteren Tee auszutrinken. Die orange-roten Augen des Templers wanderten über den Porzellanrand hin über den einer ledernen Schiene bedeckten Arm, hin zum ernsten Blick eines großen Ungetüm von einem Mann: Es war Onyx der, entgegen aller Gewohnheit, doch ein Lächeln der Erleichterung zeigte. „Vertrauen.“, war das letzte… Oder mehr das erste Wort, das an seine Ohren drang. Wieviel von dem Zeug hatten sie ihm schon eingeflößt? Wo… Wo war er überhaupt?

    Der Hüter blinzelte. Vertrauen… Für diese Aufforderung hätte er Onyx am liebsten geohrfeigt, nachdem er sich den Rest des Gesöffs in den Rachen gezwungen hatte, inklusiver der sandigen Masse, die sich am Grund der Schale befunden hatte. Noch einmal hustete er, verzog das Gesicht zu unzähligen Fratzen. Dann räusperte sich der geschundene Krieger, schloss die Augen und atmete durch. Eine seltsame Wärme breitete sich in seinem Körper aus. Dort, wo noch völliger Widerwille und Schmerzen aufbegehrten. Wo das Gefühl von Bedrängnis und Alarmierung inmitten dieser Menschen, unfähig, auch nur einen Arm zu heben, sich breit gemacht hatte… kehrte langsam Frieden ein. Der Hüter gab es auf, sich zu erheben.

    Stattdessen… dachte er an den Wind aus den Bergen zurück. An jene, schon lange vergessene Erinnerung an diesen Abend zuhause. An die Offenbarung über seine Familie. An den bitteren Tee und seine schlafende Schwester. An den Fluss, den Bambus und die Ginko-Blätter. Er fühlte sich mit jedem vergehenden Moment ein wenig leichter. Unbeschwerter. Sein Rücken entspannt und befreit von der alltäglichen Anspannung der Knochen und Muskeln. Lag das an dem Sud, den Onyx ihm gegeben hatte? Zum ersten Mal seit einer gefühlten Ewigkeit hatte der Templer das Gefühl wieder in einem jungen, unbelasteten Körper zu stecken der gerade erwachte. Zwar nicht in der Lage sich zu regen, aber… Das wollte er gerade auch nicht. Stattdessen öffnete er nur das rechte Auge und blickte zwischen den Anwesenden hin und her. Schwach, aber zufrieden lächelnd, dass sie wohlauf waren. „Solltet ihr nicht… Feiern… Oder sowas?“
    Geändert von Ryu Hayabusa (20.05.2024 um 16:27 Uhr)

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    Dr. Spirituum Naturalium  Avatar von Maris
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    Die Waldbruderschaft im Forenrollenspiel
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    Heilkammer

    Einen Moment des stillen Beisammenseins am Lager dieses treuen tierischen Gefährten hatten sich die drei im Kampf vereinten Gefährten gegönnt, als jemand nach Maris verlangte. Nerea, die Großmutter Zarras, bat ihn um eine Unterredung.
    "Ich werd dann mal wieder. Wir sehen uns, ja?", sagte Maris zu Frank und Sana und trat gemeinsam mit der alten Frau ein Stück fort von den belegten Bettstätten, um ungestört mit ihr sprechen zu können. Und was sie zu sagen hatte, war herzerwärmend. Nicht nur dankte sie ihm für seine Worte auf dem Weg zum Steinkreis und gab ihm die Erlaubnis, sie auszubilden. Sie äußerte auch eine Bitte, die sie aus tiefstem Herzen heraus an ihn stellte.
    "Aber natürlich, Nerea. Ich werde auf sie Acht geben wie auf mein eigen Fleisch und Blut, solange sie sich in meiner Obhut befindet und von mir lernt. Die Mädchen können viel voneinander lernen und werden in den nächsten Wochen Seite an Seite stehen. Sei dir sicher, dass ich immer da sein und sie schützen und bestärken werde, wenn sie meine Hilfe braucht. Und du wirst staunen, wie schnell sie auch meine schützende Hand nicht mehr brauchen wird. Und wenn es mir möglich ist, werde ich dich stets darüber informieren, wohin uns der Weg führt."
    Maris nahm ihre Hand in die seinen und drückte sie. "Danke für dein Vertrauen, Nerea."

    Er geleitete sie aus der Heilkammer hinaus, nur einen kurzen Blick auf das Geschehen um Ryu und all die vielen Begleiter werfend, die die Sicht auf den Verletzten verdeckten. Draußen breitete er die Arme aus und zeigte auf alles, was sie umgab.
    "Sieh es dir nur an. Kannst du dir vorstellen, dass deine Enkelin und meine Tochter einen beträchtlichen Anteil daran haben, dass der Segen der Natur wieder über uns allen liegt? Ich kann mich noch daran erinnern, wie ich Runa zum ersten Mal in der Hand hielt, ihren winzig kleinen Kopf in meiner Handfläche hatte und ihre Hand sich um meinen Zeigefinger schloss. Das Leben und wie schnell es sich entwickelt und stark wird, ist schon etwas Faszinierendes. Oh, wo wir davon sprechen: als Mitglied des äußeren Kreises wird Zarra gar nicht weit von der Blüte des Lebens entfernt an der Prozession teilnehmen dürfen, weißt du das? Und wenn Beltane ruft, dann hoffe ich, dich tanzen zu sehen, meine Liebe."
    Er zwinkerte Nerea schelmisch zu.
    "Ich denke, ich werde mir eine Schüssel Eintopf bei Mama Hooqua gönnen. Und dann sollte ich wohl mal nach meiner Erstgeborenen sehen. Nicht, dass die sich so kurz vor Beltane noch einen zwielichtigen Waldvolkprinzen anlacht." Maris grinste. "Es gibt Dinge, über die man bei allem Vertrauen lieber ein wenig die Kontrolle behält."
    Geändert von Maris (21.05.2024 um 00:41 Uhr)

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    Lehrling Avatar von Ronja
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    Die Waldbruderschaft im Forenrollenspiel
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    Tooshoo, Plattform, am Vormittag von Beltane

    „Ich finde einfach nichts“, klagte Ronja und ließ entnervt den Stapel Sachen wieder fallen, den sie eben durchsucht hatte. Da waren Röcke und Blusen und sogar Kleider, aber keins davon gefiel ihr wirklich gut. Dabei war es heute besonders wichtig, gut auszusehen, schließlich war Beltane! Und … die Jägerin war auf einer Mission.
    „Vorsichtig!“, sagte Freiya und zog die Blumenkränze, die sie eben noch gerade angefertigt hatten, vorsichtig unter den Sachen vor. Auf der Plattform saß außerdem Vareesa, die sich gerade von Sechet ihre Haare mit den grünen Spitzen zu zwei Zöpfen flechten ließ. Die Frauen waren gewaschen und hatten sich bereits umgezogen – außer Ronja – und nahmen letzte Vorbereitungen für das Beltanefest vor. In den frühen Morgenstunden hatten alle Frauen vom Waldvolk Tau gesammelt, dem eine schönheitsfördernde Wirkung nachgesagt wurde. Sie hatten ihn getrunken und zum Waschen benutzt. Ronja war überrascht gewesen, dass Freiya aufgetaucht war. Aber die Rothaarige hatte ihnen die Nachricht gebracht, dass der Hauptmann nach einer weiteren Behandlung noch am Vorabend endlich erwacht war und nun wieder tatsächlich unter den Lebenden weilte. Diese Nachricht hatte sich wie ein froher Vorbote des Festes über den Baum verbreitet, wenngleich Ronja fand, dass Freiya sich merkwürdig bedeckt hielt, wenn sie sie mit Fragen löcherte. Letztendlich aber war Ronja erleichtert gewesen, und hatte sich zusätzlich einerseits für ihre rothaarige Freundin gefreut, die nicht von der Bettstatt des Hauptmannes hatte weichen wollen, und anderseits auch für Vareesa, der ebenso ein mindestens gebirgsgroßer Felsen vom Herz gefallen war.
    Die beiden Bognerinnen waren sogar am Vortag in der Heilkammer gewesen, hatten aber zu ihrer Überraschung niemanden beim Hayabusa selbst vorgefunden als Leyla. Es hieß, dass Onyx und Freiya überraschend und hastig zum Gebirge aufgebrochen waren und Griffin sich im Sumpf rumtrieb, um irgendwelche Zutaten zu besorgen. Ronja hatte Leyla schelmisch gefragt, ob die Ovates denn den Hauptmann nicht mal waschen und umziehen wollte, und ob sie Hilfe brauchte, aber Leyla hatte zu ihrer Enttäuschung abgelehnt.

    Nun aber war all die Sorge und die Schwere vergessen. Es gab ja auch viel Wichtigeres zu klären! Sobald es dunkel wurde, würde die Prozession beginnen und danach das Fest!
    „Was ist los?“, fragte Freiya, die aufstand und den grünen Rock, für den sie sich entschieden hatte, glatt strich. Ronja ging zu ihr rüber und ließ ihre Freundin sich einmal im Kreis drehen. Ronja nickte ob der schlichten Kleidung, die Freiya gewählt hatte.
    „Ich weiß auch nicht, ich bin irgendwie total nervös dieses Mal“, gab Ronja dabei zu. Dann öffnete sie ihrer Freundin die obersten drei Knöpfe der Bluse und zog den Stoff etwas auseinander, weil sie fand, dass man ruhig etwas von den weiblichen Reizen der Rothaarigen sehen sollte.
    „Ist es wegen Ambrose?“, fragte Freiya und knöpfte zwei der drei Knöpfe wieder zu. Und einen wieder auf. Ronja nickte. „Wie kommt es? Du bist doch jedes Jahr zu Beltane mit einem Mann zusammen.“
    „Jedes Jahr?“, fragte Sechet. „Jedes Mal mit einem anderen Mann?“
    „He, ich trage jedes Jahr dazu bei, dass der Boden fruchtbar wird! Das ist ehrliche Arbeit! Damit wir eine gute Ernte haben!“, erwiderte Ronja teils empört, teils schelmisch grinsend.
    Vareesa zog die Augenbrauen nach oben und Freiya kicherte.
    „Wir sind dir sehr dankbar für deinen Einsatz!“, sagte die Rote Snapperin.
    „Du könntest auch endlich mal dazu beitragen. Schnapp dir doch endlich mal nen Kerl und lass es mal krachen! Der ganze Baum ist voller williger Männer, du brauchst dich nicht mal anstrengen. Ich wette, dass du mit –“
    Ronja verstummte, sie war gerade dabei, richtig warmzulaufen und ihrer Freundin einen langen Monolog über den Spaß von Beischlaf und den gutaussehenden Männern hier – von ihr aus auch weniger gutaussehenden Männern, wer wusste schon, auf was die Rothaarige so stand, anscheinend ja nichts – zu halten, ja, ihr sogar eine Liste derer zu präsentieren, die sie für geeignet hielt (über sowas musste die Bognerin nicht lange nachdenken, das schüttelte sie aus dem Ärmel), da war eine Person auf der Plattform erschienen, mit der keiner gerechnet hatte. Das Mädchen mit den auffallend hellen Haaren hielt sich zunächst am Rand und blickte immer wieder schüchtern zu ihnen rüber, dann drehte sie sich wieder um und wollte gehen, doch Freiya war mit wenigen Schritten bei der jungen Rimbe gewesen.
    „Zarra, können wir dir helfen?“, fragte die Jägerin mit den rotem Haar freundlich und führte eine errötende Zarra in ihre Mitte. Ronja schluckte ihren Monolog runter, den würde sie sich aufheben. Zarra trat etwas unsicher in die Runde der Frauen, die die junge Frau aufmunternd anlächelten.
    „Ich … ich dachte mir, ich könnte … eine zweite Meinung gebrauchen …“, sagte sie leise.
    „Wozu?“, entfuhr es Ronja.
    Erst jetzt fiel ihnen auf, dass Zarra eine weite alte Strickjacke trug, die sie nun langsam öffnete. Darunter präsentierte sie ihnen ein weißes Hemdchen und einen Rock, der eine Handbreit über den Knien aufhörte.
    Ronja fing an zu grinsen: „Du meinst, du möchtest eine andere Meinung als die deiner Großmutter?“
    Zarra nickte schüchtern und schlug sich die Strickjacke wieder um den Körper.
    „Mädchen, du siehst prima aus. Lass dir nicht einreden, dass du so nicht gehen kannst. Das darf jede Frau über sich selbst bestimmen. Und die Männer werden sich den Kopf nach dir verdrehen!“
    „RONJA! Sie ist … wie alt bist du?“, fragte Freiya.
    „Siebzehn“, hauchte Zarra.
    „Siebzehn!“, wiederholte Freiya.
    „Na und, im Gegensatz zu dir scheint sie keine Langweilerin zu sein!“, entfuhr es Ronja. Freiya rollte mit den Augen, dann wandte sie sich an Zarra:
    „Wirst du heute Abend mitfeiern?“
    Zarra nickte:
    „Aber ich darf nicht zu lange beim Fest bleiben.“ Nun schien sie ein Augenrollen nur schwer zurückzuhalten. „Oma sagt das zumindest wegen der … Erfahrungen der letzten Jahre …“
    Ronja starrte Zarra an: „Was denn für Erfahrungen? Versteh ich gar nicht.“
    Freiya entfuhr ein Kichern und sie schüttelte sachte den Kopf.

    Nun erhob sich Vareesa, deren Haare fertig geflochten waren. Sie hatte sich für eine grüne Bluse und einen cremefarbenen Rock entschieden, der von einem ledernen Gürtel gehalten wurde, was ihre schlanke Statur betonte. Ronja entfuhr ein warmes Lächeln und sie nickte ihrer Freundin zu, als diese ebenfalls ihre Kleidung glatt strich. Vareesa beugte sich zu den Sachen, die Ronja eben noch frustriert zu Boden hatte gleiten lassen.
    „Also, Ambrose, ja?“, sagte die Frau mit den grünen Haarspitzen. Ronjas Gesicht nahm einen schwärmerischen Ausdruck an.
    „Hast du gesehen, wie er den Hauptmann behandelt hat? Das war so umwerfend … diese sanften und starken Hände … Ich will diese Hände! Hier und da und überall!“, sagte sie und deutete auf ihren Körper. Allein die Vorstellung, dass er sie berühren könnte, ließ sie schwach werden. Diese dunklen Augen und diese einladend wirkende Haut … Ronja seufzte das tiefe Seufzen einer Frau, die von Sehnsucht erfüllt war.
    „Ich brauche was mit Falten“, sagte sie dann, während sie verträumt in die Luft starrte.
    „Falten?“, fragte Vareesa und schaute nachdenklich auf die verschiedenen Kleidungsstücke.
    „Ja“, hauchte Ronja. „Ich muss als Molerat gehen …“
    Freiya musste lachen und ging zu ihrer Freundin, legte ihr tröstend den Arm um die Schultern.
    Vareesa hingegen sah sie an, ob sie nicht mehr alle Sehnenfasern am Bogenholz hatte, dann bückte sie sich.
    „Nun … das Geheimnis ist, zu zeigen, was frau hat, ohne zu viel zu preiszugeben“, erklärte sie und sortierte ein Kleidungsstück nach dem anderen aus. „Ich weiß da so ... das ein oder andere, vertrau mir also. Du brauchst etwas, um ihn zu reizen, ein wenig mit ihm zu spielen. Männer sind am Ende des Tages auch nur Jungs, deren Interesse für Spielzeug wechselt. Du musst ihn nur ... neugierig machen.“ Sie zog ein feines Stück Stoff hervor, das recht durchlässig wirkte. Sie hielt die Hand prüfend drunter und nickte. „Gleichzeitig aber zeigst du nur so viel, dass alles andere seiner wilden Fantasie überlassen bleibt, bevor er es schließlich auspackt.“
    Sie griff nach einem breiten Ledergürtel und einem blauen Stück derbem Stoff.

    Ronja blickte ihre Freundin argwöhnisch an:
    „Ich wusste gar nicht, dass du sowas … kannst.“
    Vareesa erhob sich und reichte der Bognerin die Sachen. „Ach, weißt du ... Ich weiß von manchen Dingen vielleicht mehr, als mir lieb ist ... Darunter auch, wie man Katz' und Maus spielt.“
    Ronja blickte auf die Sachen, ihre Augen wurden groß.
    „Wirklich? Was denn so? Können wir das machen? Ich … will einfach gut aussehen …“
    Vareesa beugte sich verschwörerisch zu ihr.
    „Nicht, dass du es nötig hättest, aber wenn du es dir wirklich wünschst … Wir könnten dein Gesicht noch etwas zum Strahlen bringen. Außerdem kenne ich einen kleinen, aber feinen Trick, der dafür sorgen wird, dass er nur noch deine Augen sehen wird und niemanden anderes mehr.“
    Ronjas Mund stand offen, erstaunt starrte sie Vareesa an. Dann nickte sie langsam:
    „Bitte, ja!“
    Geändert von Ronja (21.05.2024 um 00:57 Uhr)

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    Waschweiber-Verführer Avatar von Ornlu
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    Die Waldbruderschaft im Forenrollenspiel
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    Tooshoo, Beltanefest, kurz vor Sonnenuntergang

    „Die Blüte des Lebens..“, flüsterte Ambrose ehrfürchtig und staunte über dieses Artefakt des Waldvolkes. Es war ein großer Druidenstab mit einer geschlossenen Blüte, die in der Farbe des Gottes Adanos leuchtete. Eine starke Magie ging von dieser aus, doch meinte einst einmal Mutter Garaia und deren Meisters Meister schon, dass kein Druide in der Lage war den Druidenstab von Druwyyd zu nutzen.
    Niemand der nicht göttlichen Blutes war.
    So hatte es Ornlu dann Ambrose erklärt.
    Die Prozession stand an und der gesamte Druidenzirkel hatte sich für den Ritus und das Beltanefest herausgeputzt.

    Hier in der Baumkrone von Tooshoo sollte es beginnen und dann herab führen, bis sie am Schrein der Mutter halten würden, um den Ritus zu beenden.

    Heute sollte Ambrose die Ehre haben, den Stab führen und die Worte zu sagen.
    Hinter den Seher schritten Ornlu, Corax und Leyla als dir drei Druiden von Tooshoo, auch wenn Leyla einen anderen Titel für sich wähnte.
    Dahinter gingen dann Osmo, Maris mit Runa und Gilana, bevor dahinter die ganzen Druidenlehrlinge schritten. Zarra, Vareesa, Melford, Kalad und die Botin. Allesamt in frisch gewaschener Kleidung in grün, rot, Weiß, schwarz, und braun. Mit magisch schimmernden, türkisen Schärpen bei den Sehern und Druiden. Fröhlich war die Stimmung und selbst Corax scherzte mal, als er Melfords knallenge Lederhose begutachtete und fragte, ob man so die Frauen ohne Worte überzeugt. Dann aber genügte ein Blick des Jadewolfs und alle machten sich bereit. Es dämmerte schon und die letzten gold-orangenen Sonnenstrahlen fielen in die Baumkrone von Tooshoo.

    Ambrose stimmte ein Lied an. Ein Lied in der alten Sprache des Waldvolkes, ein Lied deren Klang so vertraut, wie die Natur den Sildenern war. Ornlu kannte natürlich das Lied. Es sprach von dem was man sich immer erzählte, von den Taten Druwyyds, dem Schicksal des Waldvolkes, von Beria der Löwin, von Silden und von der Natur und Adanos – ein schönes Lied, das im Chor, derer die es sangen, regelrecht bei einen eine Gänsehaut verursachte.
    Zu den Druiden gesellten sich mit den ersten Schritten auf der Baumkrone die Anführer der Jagdkommandos und wenigen Sippenführer. Mertens vorne Weg mit einem prachtvoll, geschmückten Geweih als Kopfschmuck. Alle trugen ihre edlen Schärpen, Waffen des Waldvolkes die sie stolz präsentierten oder ihre Sippenzeichen und alle waren festlich gekleidet. Auch sie sangen das schöne Lied mit.
    Dann ging es die Treppen hinab und dem Zug schlossen sich nun alle an, an deren Heim sie vorbei zogen. Familien, Waldläufer und Mama Hooqua.
    Unten angekommen warteten schon alle anderen die im Baum keinen Platz gefunden hatten. Vom einfachsten Bewohner bis hin zu den stolzen Waldläufern und Mitgliedern aller Jagdkommandos. Ehrfürchtig verneigten sich jene die die Prozession schon kannten vor der ‚Blüte des Lebens’ und sangen mit jenen, die der alten Sprache mächtig waren. Der Zug wurde immer größer und war - nun da es dunkel war - ein schlängelnder Lindwurm aus magischen Lichtern, Erz und Feuerfackeln. Das Geschöpf aus über hundert Lichtern führte die Teilnehmer am schön vorbereiteten Festplatz mit für das Waldvolk reich gedeckten Tischen, der großen Tanzfläche und einen großen, noch nicht entfachten Feuer, vorbei an einem Karren der für jemand ganz bestimmten gedacht war, hin an die Grenzen Tooshoos zum Schrein der Mutter.

    Dort stand die ehrerbietende Statue der Mutter des Lebens mit all den kleinen und großen Gaben. Und dort sammelte sich nun die friedliche Menge an Waldvolk.
    Bedächtig dem Lied lauschend oder mitsingend.
    Die Druiden und Seher verteilten sich um den Schrein, hinter ihnen mit ein paar Schritt Abstand das Volk der Natur.
    Aus dem Wald traten Tiere der Umgebung hervor. Insekten und Vögel schwirrten umher oder landeten friedvoll auf den Bäumen.

    Allmählich verstummte das Lied, als alle sich nun versammelt hatten und Ambrose trat mit der ‚Blüte des Lebens’ hervor. Er stellte sich an den Altar und brachte den Stab in Position, ehe er begann zu sprechen.

    „Brüder und Schwestern, der ewige Rad des Lebens beginnt sich vom Neuen zu drehen. Der Sommer kommt, der Winter geht. Die Natur kehrt aus ihrer wohlverdiente Ruhe zurück und lebt in ganzer Pracht überall in der Welt wieder auf! Dies ist die ‚Blüte des Lebens’ – der Stab des ersten Druiden, der nach der großen Flut die Natur zu neuen Leben erweckte.“
    Ambrose hob den Stab an.
    „Sehet wie der Kreis von vorne beginnt und das Leben zurückkehrt. Sehet wie die Natur erwacht!“

    „Lû in cuil! Echuio!“ – „Zeit des Lebens! Erwache!”

    „Lû in cuil! Echuio!“, erklang es aus der Menge der Druiden, Seher und Lehrlinge, ehe das Mysterium begann. Die zuvor eher matt leuchtende, blaue Blüte begann aufzuleuchten. Blaue Lichtstrahlen erleuchteten den Kreis, während hinter ihnen erstes, erstauntes Gemurmel ertönte.
    Doch dieses wurde langsam von einen anderen Geräusch übertönt. Der Wind kam auf, wehte und klang im jedem Ohr wie ein leises Glockenspiel. Man spürte wie von überall eine Kraft herkam. Ornlu roch den Geruch von Blumen, von Kräutern, von Wäldern an einen herrlichen Tag im Frühling. Als er dann nach oben gen Himmel blickte, kam von allen Windrichtungen ein glitzernder Schleier, der an die Nordlichter erinnerte. Ein jeder trug die Farben des Lebens, der Natur in sich und erfüllte langsam aber sicher das Tooshoogebiet und seine Wälder. Wie Nebel, der schnell vom Wind getragen wurde, kam der Partikelreigen von überall. Umhüllte jeden Anwesenden, jeden Baum, jeder Pflanze mit der Kraft des Lebens. Es war, als ob die Mutter erschien und ein jedes ihrer Kinder umarmte. Jeder der diese Luft in sich atmete, spürte diese Wärme im Herzen, dieses Gefühl, das einem vor Glück die Tränen in die Augen drückte.

    Das Leben kehrte zurück und sammelte sich in der Blüte des Lebens. Das blau der Blüte nahm langsam eine andere Farbe an. Die kristalline Blüte begann sich langsam zu öffnen. Ein Raunen ging um die Menge, während die Blüte mehr und mehr in den Farben der Natur erstrahlte und manche sogar kurz blendete.

    Als die Blüte sich gänzlich geöffnet hatte erstrahlte sie kurz grell auf und ein starker blauer Schein umhüllte den Ort soweit man sehen konnte. Als es wieder normal wurde, fühlte sich alles so anders an. Man spürte die Natur um einen so wirklich, wie den eigenen Herzschlag. Die Bäume trugen gefühlt mehr Blätter, die Pflanzen trugen Blüten, sogar das Gras schien vitaler zu wirken. Stille herrschte und einzig der sanften Wind rauschte in den Blättern, ehe alles verstummte und Ambrose die Blüte des Lebens hob.

    Die Menge machte den Seher Platz und wieder erklang das Lied von Ambrose schöner Singstimme geführt. Die Prozession schritt gen Tooshoo, wo die Blüte des Lebens wieder in den Wurzeln ihren Platz finden würde. Von dort würde es dann zum Festplatz weiter gehen.

    Man würde wieder viel essen und trinken, die Vorräte plündern, sich Geschichten erzählen, über die jüngste Zeit der Wilden Jagd diskutieren und mit Vorfreude den Sommer und der kommenden Zeit der Erneuerung entgegen blicken.
    Für manche war es an diesem Tag ein Neubeginn und anderen nahm es die Wehmut über Verluste.
    Ornlu freute sich. Es war ein lebendiger, fröhlicher Tag und er wünschte vielen der jungen Leute den Spaß ihres Lebens. Er freute sich auf den Tanz, das Bier und gute Gespräche fernab von Trübsal, Kampf und Politik. Heute feierten sie das Leben!

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    Ritter Avatar von Das Waldvolk
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    Es war vollbracht.
    Mit vereinten Kräften hatten sie nicht nur das Basislager wieder aufgeräumt, sondern sie hatten alle Vorbereitungen für das Beltane-Fest innerhalb von wenigen Tagen getroffen und das trotz ihrer Erschöpfung, die sie alle nach der Wilden Jagd gefühlt hatten oder den Verletzten, die es zu versorgen galt.
    Nun aber war das Feuerholz aufgeschichtet, die Brote und Honigkuchen gebacken, die Weinschläuche gefüllt, die Bierfässer herbeigerollt, das Fleisch beschafft und an die kleineren Feuer gehängt, die Schinken geschnitten, die ersten Walderdbeeren geerntet, unzählige kleiner Lämpchen aufgehängt – das war Druidensache, keiner der Jäger wusste, was das für Lichter waren, wo sie herkamen und wo sie wieder hin verschwanden – und schließlich alles geschmückt mit Blumen und frischem Waldgrün. Und auch das Waldvolk selbst hatte sich heraus geputzt mit seiner festlichen Kleidung, so festlich es eben sein konnte, und den Schärpen. Denn Beltane war da, das Fest des Frühlings, der Liebe, der Fruchtbarkeit, der Sonne, der Blumen, des Feuers – das Fest der Erde und des Erwachens. Das Fest der Mutter für ihre Schöpfung und ihre Menschenkinder.

    In dieser Nacht, so hieß es, wurden die Grenzen zwischen den Sphären durchlässiger, und die Mutter erlaubte den Naturgeistern, sich unter die Menschen zu mischen und mit ihnen das Leben zu feiern. Doch wenn es nach den Bewohnern von Tooshoo ging, sollten sie dieses Mal und in dieser Nacht verschont bleiben von irgendwelchen Naturgeistern. Von denen hatten sie vorerst genug!

    Der Platz am Fuß des Baumes beim großen Feuer füllte sich, als sie alle von der Prozession zum Schrein der Mutter eintrafen. Das Aufblühen der Blüte des Lebens war ein wunderschöner und feierlicher Akt gewesen, der Auftakt zu ihrem Fest, und nun kam die Leichtigkeit und Feierlichkeit auch endlich in den Herzen des Waldvolkes an. Lachen war zu hören und erste Bierkrüge und Weinschläuche machten die Runde. Der Duft von gebratenem Fleisch wehte über ihre Köpfe hinweg, während das große Feuer schon hoch in den Nachthimmel loderte. Die Männer des Waldvolkes hatten Blumen in den Händen und die Frauen ihre selbstgemachten Blumenkränze. Denn noch war nicht die Zeit, die Kränze auf ihre Häupter zu setzen, dies kam erst … als die Barden erschienen. Und mit ihnen kam Jilvie, die wie eine Königin aussah in ihrem Kleid mit dem Grün und Braun des Waldes. Als einzige trug sie bereits ihren Blumenkranz auf dem Haupt, der wie eine Krone anmutete. Selbstbewusst schritt sie durch die Menge und stelle sich nahe des Feuers auf. Ricklen war auch zu sehen, ebenfalls herausgeputzt in einem Leinenhemd, das mit edlen Stickereien verziert war und einer einfachen, dünnen Hose, natürlich trug er seine Schärpe. Er hielt sich aber im Hintergrund. Bei ihm war Mertens, mit dem stattlichen, mit Blumen geschmückten Geweih auf dem Kopf, neben ihm seine Frau, sie wiederrum hatte ihren Blumenkranz in der Hand.

    Alle Augen waren auf Jilvie gerichtet, die ihre Arme hob. Es wurde still und das Knacken des Feuers war zu hören.
    „Kommt, Frauen des Waldvolkes!“, rief Jilvie. „Kommt, Geschöpfe der Mutter! Töchter von Tooshoo! Kommt!
    Daraufhin bewegten die anwesenden Frauen sich zu Jilvie, während die Barden um Enya und Flynn begannen, eine Melodie zu spielen. Jilvie indessen trat als Erstes zu Mertens‘ Frau, nahm ihren Blumenkranz und setzte ihn ihr auf das Haupt. Dann beugte sie sich hinunter drückte ihre rechte Hand in kühle Asche. Schließlich strich die Jägerin über das Gesicht von Mertens‘ Frau und hinterließ dunkle Flecken von der Asche. Dann hauchte Jilvie ihr noch einen Kuss auf die Wange, bevor sie Mertens‘ Frau entließ, die als Erste den Tanz um das Feuer begann.

    Mehr und mehr Frauen folgten, ließen sich von Jilvie den Kranz auf den Kopf setzen, das Gesicht mit Asche bestreichen und einen Kuss oder etwas weniger Inniges von Jilvie mit auf den Weg geben. Dann reihten sie sich ein in den Reigen um das Feuer, während die Barden aufspielten und ein Lied, das sie schon so oft an Beltane gehört und gesungen hatten, gespielt wurde:

    „Verlass‘ den Schlaf und lass den Frühling sprechen,
    in Zungen von Zeiten vor uns Menschen,
    höre die Mohnblume ihre Geschichte erzählen,
    sie und ihre Schwestern sollst du wählen,
    sei der Erste, der den Morgen begrüßt,
    der den Tau von den grünen Lippen küsst.

    Auf weichem Moos
    bereiten wir alles für eine reiche Ernte,
    fruchtbarer Boden, unberührte Weiher,
    Feuer, Trunk und Tanz laden uns zur Feier,
    ungesehenes Leben ruft uns aus der Ferne,
    traust du dich zu diesem naturgegebenen Ball,
    den Mutigen erwartet der freie Fall!“


    Nun rief Enya ihnen zu: „Kommt, ihr Töchter von Tooshoo, singt mit uns!“
    Alle Frauen, die das Lied kannten, stimmten mit ein, während sie um das Feuer tanzten:

    „Komm,
    koste vom Wein,
    fall nicht auf die Blinden herein,
    die dich vom Licht der Mutter wegbringen,
    wo du sollst stumpfe Gebete singen.

    Komm,
    die Wolken wollen wir reiten,
    im Wettlauf gegen unsere Dunkelheiten,
    sie nähren sich von den unerledigten Reisen,
    triff uns, wo die Felsen das Meer willkommen heißen!“


    Da tanzten sie also, und ihre Röcke und ihr Haar wehten unter den losgelösten Bewegungen herum. Nach all der Schwere war die Leichtigkeit da. Sogar die alte Rimbe hielt mit der einen Hand lachend ihren Rock und der anderen Hand ihren Kranz auf dem Haupt, während sie im Kreis um das Feuer sprang. Wer keine Ahnung hatte, was dieser Abend bringen würde, bekam so langsam eine Idee …
    Indessen fuhr Enya mit ihrem Gesang fort:

    „Die Antwort auf das Rätsel in deinem Geist
    ist in den grünen Blättern und lodernden Feuern so heiß,
    wiederkehrenden Wölfen und verführerischen Tatzen,
    auf der glatten Echsenhaut, in der wilden Mähne der Katzen,
    in aufblühenden Knospen, beim Anblick der Geliebten,
    in den Trophäen jener, die wir besiegten.

    Baue deine Sandburg heute Nacht zu weit am Strand,
    gib dem abgegriffenen Kartenspiel als Haus einen Stand,
    bette Bogen, Klinge und Speer an Beltane zur Ruh,
    und greif nach dem vollen Kelch der Natur,
    das Bündnis mit dem Leben du neu begehst,
    sing diese Zeilen, wie nur du sie verstehst!“


    Enya rief: „Ihr schönen Jägerinnen, singt so laut ihr könnt!“
    Und wieder erhoben die Frauen ihre Stimmen zum Chor:

    „Komm,
    koste vom Wein,
    fall nicht auf die Blinden herein,
    die dich vom Licht der Mutter wegbringen,
    wo du sollst stumpfe Gebete singen.

    Komm,
    die Wolken wollen wir reiten,
    im Wettlauf gegen unsere Dunkelheiten,
    sie nähren sich von den unerledigten Reisen,
    triff uns, wo die Felsen das Meer willkommen heißen!“


    Plötzlich standen Mertens und Ricklen bei dem Reigen und griffen nach den Händen ihrer Beltaneköniginnen. Mertens rief laut:
    „Kommt, Männer des Waldvolkes! Kommt, Geschöpfe der Mutter! Söhne von Tooshoo! Kommt!
    Dann ließen sie sich wegtragen vom wilden Tanz ihrer Frauen.
    Nun trat Flynn zu Enya und stieg mit wunderbar samtiger Stimme in Enyas Gesang ein. Beide Sänger lächelten sich ergriffen an, während der männliche Teil des Waldvolkes dem Tanz ums Feuer folgte:

    „Reite wild auf allen Sternschnuppen
    erwache zum Leben, mit offenem Geist,
    lache über die robentragenden Puppen
    in den Städten mit ihren Hintern hässlich und weich

    Komm, trink reichlich von der Mutter Gaben,
    heb die Grenzen deines Geistes auf,
    begib dich zu unbekannten Pfaden,
    der Tanz ins Leben nimmt seinen Lauf.“


    Und nun, mit voller Kehle, stiegen die Männer, die Jäger und Handwerker, die Heiler und Krieger, die großen und kleinen, die alten und jungen, in den Gesang ein und ein lauter waldvölkischer Chor ertönte über die Flammen des Feuers hinweg.

    „Komm,
    koste vom Wein,
    fall nicht auf die Blinden herein,
    die dich vom Licht der Mutter wegbringen,
    wo du sollst stumpfe Gebete singen.

    Komm,
    die Wolken wollen wir reiten,
    im Wettlauf gegen unsere Dunkelheiten,
    sie nähren sich von den unerledigten Reisen,
    Triff uns, wo die Felsen das Meer willkommen heißen!“


    Zum Schluss halte es von allen einstimmig laut durch den Wald:
    „KOMM!“
    Als der Ruf zwischen den Bäumen verhallt war, brach ein Jubeln und Klatschen los.

    Mertens, der seine Frau in den Armen hielt, rief laut:
    „Lasst uns jetzt feiern! Esst, trinkt, tanzt und macht, wonach euch noch der Sinn steht! Feiern wir das Leben! Dieses Jahr ganz besonders!“
    Ein kehliges Jubeln erklang erneut.
    „Genießen wir heute einfach das Schöne am Leben!“
    Er nahm eine Blume und reichte sie seiner Frau mit einem tiefen Blick in ihre Augen. Sie lächelte, nahm ihren Kranz vom Kopf und fügte die Blume ein. So war es Brauch: Die Frauen wurden von den Männern mit Blumen bedacht und fügten diese ihrem Kopfschmuck bei.
    Nun spielten die Barden erneut auf und während sich einige zum Tanzen sammelten, gingen andere zu den Tischen, um sich zunächst eine solide Grundlage zu schaffen.
    Die Flammen des Feuers schlugen weiterhin hoch in die Nacht.

    Freiya

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    Veteran Avatar von Chala Vered
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    Die Waldbruderschaft im Forenrollenspiel
    Chala Vered ist gerade online
    Etwas abseits des Geschehens lehnte Chala an einem einsamen Baum, dessen Geschwister wohl während der ersten Atemzüge der Wilden Jagd davongezogen waren. In ihrer Hand hielt sie locker einen Kranz aus Löwenzahn, der ihr von einer älteren Dame aufgezwungen wurde. Dabei hatte sie unentwegt von diesem Fest, Beltane, gesprochen, welches sie heute feierten, und dass ein hübsches Ding wie sie sich entsprechend kleiden sollte. Das Waldvolk feierte das Leben und das Erblühen der Natur, das Erwachen des Frühlings, doch fand sich die Dunkelhäutige nicht überzeugt von dem Grund. Sie hatte sich zurecht gemacht, wie die Alte es ihr gesagt hatte, auch wenn sie dafür einen Rock hatte besorgen müssen. Der Stoff war rötlich und wies Risse auf, die das Kleidungsstück lamellenartig bis knapp oberhalb ihrer Knie reichen ließ. Ein Schnitt bis zum Gürtel hoch entblößte dabei fast ihr ganzes linkes Bein. Als Oberteil hatte sie kurzfristig entschieden, dass so knapp wie möglich angemessen war, um ein Fest der Fruchtbarkeit zu feiern.
    Nun jedoch, als eine erstaunliche Prozession und der Erste Tanz zu Ende gingen, fühlte sie sich fehl am Platz. Sie war keine von ihnen und doch war sie hier, wurde willkommen geheißen und eingeladen mitzufeiern, Teil von etwas zu sein, was eine uralte Tradition war. Ein riesiges Freudenfeuer erhellte den Festplatz, und um die Flammen herum tanzten Paare und auch Einzelne, die sich der Lust des Lebens hingaben. An den Tischen wurde laut gelacht, getrunken, gegessen und geraucht. Es war genau nach Chalas Geschmack und doch wollten ihr Gedanken nicht weichen von der Zeit im Sporennebel. Immer wieder hörte sie die Stimmen ihrer Doppelgänger in ihrem Kopf widerhallen. Sie schloss die Augen, versuchte zu bannen, was sie heimsuchte und sich zu öffnen für das, was hier geschah. Lust und Leben, zwei Dinge, denen sie sich früher nur zu gern hingegeben hatte, als sie…als sie…

    Ohne es zu merken verlor Narzissmus die Kontrolle über den Körper, wurde fortgezogen in einem Moment der Schwäche und abgelöst von Exzentrik, die angelockt von den Geschichten und Liedern erwachte.

    „Wo bin ich?“, fragte sie sich laut, während sich ihre Miene von nachdenklich zu verwirrt wandelte.
    Sie schaute verwundert an sich herab, kicherte leise, als sie ihre Aufmachung sah und griff sich ungeniert an die Brust.
    „Das ist mal was! Ich kann mich gar nicht erinnern, mich so angezogen zu haben…oder heute früh aufgestanden zu sein. Hmm…“
    Sie nahm die Festlichkeiten in sich auf und blickte auf den Blumenkranz in ihrer Hand, als ein Lächeln ihre vollen Lippen umspielte.
    „Was nutzt es am Rand einer Feier wie dieser zu verweilen, wenn man auch mitten drin sein kann?“, fragte sie niemand bestimmten und drapierte den Löwenzahnkranz kokett auf ihrem Haupt. Ihr wildes Haar ließ es nur bedingt zu, doch da sie es weder sah, noch es ihr wirklich wichtig war, hüpfte sie aus dem Schatten des jungen Mondes in sein Licht. Sie lachte laut, ein melodiöser Klang, der einige Blicke auf sie lenkte, von jenen, die ebenfalls etwas Abseits des Zentrums verweilten und sich unterhielten oder dem Treiben einfach nur zusahen. Tanzend und mit schwingenden Hüften näherte sie sich dem großen Feuer, griff am ersten Tisch, an dem sie vorüberglitt nach einem Krug, den ein Jüngling soeben greifen wollte, zwinkerte ihm verlockend zu und leerte den Inhalt in einem langen Zug.
    „Danke, kleiner Held“, grinste sie den jungen Kerl an und stellte den Becher zurück vor ihn.
    Das Gebräu war würzig und kühl, genau das, was sie brauchte, bevor sie sich dem Reigen ums Feuer anschloss.

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    Burgherrin Avatar von Freiya
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    Freiya stand da und starrte auf das Feuer. Flammen, die ihr willkommen waren. Das Feuer, das Wärme und Licht spendete. Sie hatte es einmal mehr schätzen gelernt in den letzten Wochen.
    Ihr hingen noch die Eindrücke der letzten Stunden nach. Die Prozession zum Schrein der Mutter, Ambrose‘ Worte und das Erwachen der Blüte. Nie zuvor hatte Freiya diesen feierlichen Auftakt mehr gefühlt als dieses Mal. Zutiefst berührt hatten sie die Lichter, der Wind und der Atem der Natur. Sie fühlte sich so anders seit dem Ende der Wilden Jagd. Als würde sie plötzlich das Rascheln der Blätter stärker hören, den Wind stärker spüren, die Sterne stärker leuchten sehen. Aber vielleicht bildete sie sich das alles auch nur ein … Es hatte auf ihrem Rücken gekribbelt, als die Tiere zum Schrein der Mutter gekommen waren, Freiya hatte sofort den Uhu gesehen, dessen Bekanntschaft sie vor der Jagd gemacht hatte. Wehmut hatte sie gepackt, hatte sie doch entschieden, zu gehen. Und mit nachdenklichem Gesicht war sie schweigend zum Festplatz gegangen zwischen all den anderen.
    Doch der Tanz hatte alles vertrieben, hatte die Gedanken ausgelöscht und pure Glückseligkeit an ihre Stelle treten lassen. Freiya konnte sich nicht daran erinnern, wann sie sich das letzte Mal so losgelöst gefühlt hatte. So frei und leicht. Ihre nackten Füße hatten sie über die Erde getragen, nachdem Jilvie sie gesegnet hatte, und sie hatte nicht mehr nachgedacht. Hatte alles um sich herum vergessen, außer die Musik, das Feuer und den Boden unter ihren Füßen, den sie dann und wann berührt hatte.

    Nun hatte sie ein paar Momente gebraucht, bis sie wieder zu Atem gekommen war. Sie ließ ihren Blick schweifen, suchte niemanden besonderen, aber sah, dass sie alle da waren. Ein Lächeln huschte ihr über die Lippen, als sie sah, wie die Männer des Waldvolkes, gestandene Kerle, Blumen an die Frauen verteilten, manche neckend, manche verehrend, manche dankend und manche einfach aus Aufmerksamkeit. Es war am Ende alles ein Tanz. Ob sie nun dabei ums Feuer hüpften oder nicht, war einerlei. Doch fielen ihr wieder Vareesas Worte ein und ihre Stirn zog sich kraus. All das, was zwischen den Menschen hier war … es sah so leicht aus. Aber Vareesa hatte so schwere Worte gewählt … Welche Erfahrungen wohl dahinter stecken mochten?
    „Oh meine Mutter Schöpferin, was ist los?“, unterbrach Ronja die Rothaarige.
    „Hm?“, fragte sie nur.
    „Du tust es schon wieder. Ich sehs an deinem Gesicht. Ernsthaft Freiya. Es ist Beltane. Wir tanzen, essen, trinken und lieben. Also ich zumindest. Aber du stehst hier und grübelst schon wieder. WAS bei Innos‘ feurigem Arsch ist los?“, schimpfte die Bognerin.
    Freiya öffnete den Mund und schloss ihn wieder. Sie sah ihre Freundin schuldbewusst an.
    „Entschuldige …“
    Ronja hob nur die Augenbrauen empor. Freiya betrachtete den Lockenkopf, der umwerfend aussah mit der dünnen Bluse und dem blauen Rock.

    „Duuu … Ronja …“
    „Was?“
    „Ist es … immer ein Katz-und-Maus-Spiel?“, fragte Freiya leise.
    „Hä?“, entfuhr es der anderen. Dann aber schien es ihr zu dämmern. „Ach so, du meinst wegen dem, was Vareesa gesagt hat?“
    Freiya nickte: „Das ... das klingt so kompliziert.“
    Ronja trat näher an ihre Freundin heran: „Nein, also, schau mal: Die Männer, mit denen ich mich einlasse, wissen, dass unsere Beziehung nur kurzer Natur sein wird. Dass ich nicht für immer bleibe und meinen Spaß haben will. Und ich weiß, dass diese Männer ebenso ihren Spaß haben wollen. Also … spielen wir miteinander. Du weißt doch, ich mag es zu flirten und zu reizen. Das ist mein Ding, aber … es ist nicht deins.“ Nun legte Ronja der Rothaarigen die Hand auf die Schulter. „Du brauchst jemanden, der dir hilft, deine Gedanken zu ordnen, wenn du wieder im Denkstrudel zu versinken drohst. Deswegen hast du ganz andere Ansprüche an eine Bekanntschaft als ich.“
    Freiya schwieg nachdenklich und schürzte die Lippen. Ronja fuhr fort: „Schau dir mal Jilvie und Ricklen an, denkst du, die spielen Katz und Maus? Ne, die haben sich, die brauchen keine Spielregeln.“
    „Oh … aber … was ist damit, dass Männer ihre Spielzeuge … wechseln?“, hakte Freiya schüchtern nach. Es war kein einfaches Thema für sie und sicher der denkbar schlechteste Zeitpunkt, aber Ronja hörte ihr gerade zu und ging auf sie ein. Das wollte sie nicht ungenutzt vergehen lassen. Der Lockenkopf hingegen nestelte schon wieder an Freiyas Bluse herum und öffnete den Knopf, den die Rothaarige am Vormittag noch geschlossen hatte.
    „Natürlich tun sie das! Aber das mache ich auch. Du musst nur aufpassen, dass du eben nicht an jemanden gerätst, der das so sieht. Nicht alle Männer sind so. Denk mal an Fridtjof, wie lange der dir im Stillen nachjagt. Der ist auch kein Spieler. Der ist ne treue Seele. Sowas ist dein Ding.“
    „Aber ich … ich brauch doch gar keinen Mann“, erwiderte Freiya, sämtliche offene Knöpfe schon wieder vergessen.
    „Ach, man, Freiya, dass du das immer noch nicht kapiert hast! Es geht nicht ums Brauchen. Es geht darum, mit jemandem zusammen zu sein, weil man das möchte. Und weil man eine schöne Zeit erleben möchte.“
    Freiya schwieg. Da war wahrscheinlich mehr dran, als sie zugeben wollte. Doch bevor sie erneut in Grübelein verfallen konnte, unterbrach Hjarti sie.
    „Na, die Damen, was gibt es denn hier zu flüstern?“, sagte er mit einem breiten Grinsen. Er reichte Ronja und Freiya eine Mohnblume. Die beiden Jägerinnen fügten sie in ihren Kranz ein.
    „Eines Tages werde ich deine Mohnblume auch noch pflücken“, sagte er dabei an Freiya gewandt.
    „Das erzählst du schon seit ich mit euch Beltane feiere, träum weiter“, entfuhr es der Roten Snapperin. Hjarti grinste sich eins und dann reichte er den beiden Frauen jeweils eine hölzerne Tasse.
    „Was ist das?“, fragte Ronja argwöhnisch.
    „Eine Bowle, hat die alte Nerea gemacht, da sind nur gute Sachen drin“, erwiderte Hjarti.
    Freiya betrachtete das Getränk. Sie roch Alkohol und Waldmeister. Und sah kleine Walderdbeeren darin schwimmen.
    Ronja und sie kosteten vorsichtig.
    „Hm … lecker … ich schmecke Saft … Wein … Waldmeister …“, rätselte Ronja.
    „Und irgendwas … etwas anderes noch. Neben den Erdbeeren“, ergänzte Freiya. Ronja nickte.
    „Aber was?“
    „Ich komm nicht drauf.“
    „Ich auch nicht.“
    Freiya nahm noch einen Schluck. Das schmeckte eigentlich ganz lecker.
    „Vorsicht“, sagte Hjarti und legte den beiden Frauen die Arme um die Schultern. „Nicht, dass ihr euch in etwas Wildes verwandelt. Oder erst eure Röcke und dann eure Höschen verliert.“
    Freiya verzog das Gesicht und wandte sich unter Hjartis Arm raus. Ronja hingegen hob ihre Tasse:
    „Das ist ein Getränk nach meinem Geschmack!“, sagte sie. Freiya ließ ihre Hand mit der Bowle sinken.
    „Und nun? Auf zu Ambrose?“, fragte die Rote Snapperin, die den Moment mit ihrer Freundin eigentlich gerade sehr genoss.
    „Der kann jetzt erstmal warten, ich will jetzt tanzen“, erwiderte diese. „Da fällt mir ein, war er nicht absolut großartig bei der Prozession? Ich schwöre dir, ich hätte mich am liebsten am Schrein schon auf ihn geworfen.“
    Freiya kicherte, nickte dann aber anerkennend: „Ja, das hat er wirklich gut gemacht!“
    Da näherte sich Vareesa ihnen, deren Blumenkranz ihre gesamte schöne Erscheinung nur noch verstärkte. Ronja stelle ihre Tasse auf den nächstbesten Tisch. Dann hakte sie sich bei Vareesa und Freiya unter:
    „Wisst ihr was, ich bin heilfroh, dass ihr da seid. Du,“ sie wandte sich zu Freiya, „dass du noch da und nicht gegangen bist. Und du“, nun drehte sie sich zu Vareesa, „dass du zu uns zurückgekommen bist. Und jetzt gehen wir tanzen!“
    „Aber ich hab doch noch nicht mal was gegessen!“, protestierte Freiya.
    „Mein Spiel, meine Regeln“, erwiderte Ronja und lachte kehlig.
    Noch im Gehen erblickte Freiya Zarra, die etwas unsicher an einem der Tische bei ihrer Oma stand. Freiya winkte ihr und winkte sie ran. Sollte sie doch auch gleich mittanzen!
    „Komm!", rief sie der jungen Frau entgegen und lächelte.

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    Waschweiber-Verführer Avatar von Ornlu
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    Note Beltanefest - Tanze Wolf! Tanze wie noch nie!

    “...und dann bin ich am nächsten Morgen nackt auf dem Dach aufgewacht , hab mich hingesessen und wie ein Hahn gekräht! Ich habe die Wette gewonnen!”, erzählte der schon angetrunkenen Kalad und schallendes Gelächter erklang am Tisch.
    Es war der Moment, wo sich Ornlu mit Bierkrug in der Hand erhob, diesen leerte und beschlossen hatte, nun nach dem Eröffnungstanz wirklich zu tanzen. Sein Ziel war eindeutig. Er musste sie retten, bevor der Ansturm zu groß wurde. Geschickt schlängelte er sich an Tanzenden vorbei. Wich einem sehr beleibten, aber auch freudig tanzenden Paar aus, als wäre er ein hinab stürzender Adler der den Kurs korrigiert und schob dann mit der Sanftheit eines Trolls der Erdbeeren einzeln isst die drei Burschen zur Seite. Allein sein Gesicht ließ den Pickel und Rotznase zurückschrecken, für den Waldvolkprinzen-Schönling brauchte es etwas mehr. Seine Geste mit der Blume an Runa war aber argument genug. Seine Blume leuchtete so prächtig in Jadefarben, dass Runas Vater natürlich wusste was da im Spiel war. Ornlu steckte sie ihr in den Haarkranz und bat zum Tanz.
    Sie reichte die Hand und er packte sie grinsend an beiden Armen, zog sie hoch und wirbelte sogleich mit ihr in die tanzenden Menge. Da packte er sie an den Hüften, warf sie hoch und fing die lachende Runa wieder auf.
    Dann kam schon eine tanzende Kette von Menschen und zog die beiden wieder mit. Sie tanzten ums Feuer, sprangen allesamt gleichzeitig, sangen laut zum Lied und bildeten dann einen Kreis der sich chaotisch beim zusammenkommen auflöste und wieder neu bildete.
    Neue Leute kamen dazu. Tanzten ganz für sich und lachend im Kreis und schlossen sich diesem an, während andere ihr Solotänzchen unter Gelächter vorführten.
    Runa war dann dran und brachte den Waldvölklern bei wie man in Stewark tanzte und vor Königen sich zu bewegen hatte. Ruckartig und hölzern bewegte sie sich, als wären ihre Gelenke eingerostet und verbeugte sich dann unter Applaus bevor sie noch ein Solo darbot und unter den Augen ihres Vaters und ihrer beiden Onkel, fließende Bewegungen mit den Armen und dem Körper machte.
    “Wie eine Wasserbändigerin!”, rief Ornlu und alle jubelten der Furchtlosen zu. Als dann ein Jüngling zum Tanz aufforderte, kam Maris dazwischen, steckte seiner Tochter einen prächtigen Löwenzahn an den Kranz und schnappte sie sich zum Tanz.
    Ornlu wartete nicht und folgte sofort den wirbelnden Röcken die an ihnen vorbei tanzten.
    Der Wolf nahm es mit den vier Damen auf und griff sich Ronja. Wie Wolf und Katze tanzten sie umeinander. Näherten sich sehr nah an und trennten sich wie zwei Magnete, bis das Spiel wieder begann und er dann ihre Hand packte, wölfisch grinste und sie an sich führte. Mit dem Rücken stand sie vor dem Wolf und statt sie in den Hals zu beißen, stieß er sie in Richtung von Ambrose und schnappte sich Frejya.
    Dieser Tanz begann schon vor langem und manches sollte für immer verschwiegen werden. Das feuerrote Haar flog durch die Luft, sie kreisten und wirbelten umher. Blicke blieben fest auf dem anderen. Der Wolf und die rote Snapperin belauerten sich spielerisch und wurden dann von je her umschlossen von anderen Wölfen. War sie die Beute für heute Nacht?
    Nein, da tanzten Ricklen und Jilvie an, vertrieben lachend die Wölfe und der große Wolf verbeugte sich mit grinsend vor dem großen Jäger Ricklen der es sich nicht nehmen ließ Frejya zum Tanz zu bitten.
    Jilvie wäre wohl Ornlus Tanzpartnerin geworden, wäre der Wolfsdruide nicht auf jemand anderen aus gewesen. Vigo übernahm den Tanz mit Jilvie und verbeugte sich wie ein König der Altvorderen vor einer wahren Königin.
    Ornlu indes holte eine Blume hervor. Strahlend weiß mit flammenden Spränkseln in der Augenfarbe von Zarra.
    “Na Rotkäppchen… Wagst du einen Tanz mit dem großen, bösen Wolf? Oder bist du schon selbst eine Wölfin und wir tanzen wie die Wölfe?”, fragte er, steckte ihr die Blüte an und bat wölfisch grinsend zum Tanz.

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    Abenteurer Avatar von Zarra
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    Zarra ist offline
    Wie im Feenland war es, als sie alle lachend und jauchzend um das große Feuer tanzten. Zum ersten Mal war Zarra nicht allein beim Fest des Frühlings. Freiya, Ronja und Vareesa bezogen sie mit ein, als wären sie schon ewig Freundinnen. Sie nahmen keinen Anstoß an ihrer Schüchternheit oder ihrem Alter. Sie lachten mit ihr und wirbelten wild umher. Ein Strahlen hatte sich auf das Gesicht des Mädchens gelegt. Ihre Oma hatte sie fröhlich fortgeschickt, als Freiya sie zu sich gerufen hatte. Es waren die Männer, jung und alt, welche Nerea Sorgen bereiteten, doch die Weißhaarige wollte sich nicht länger vorschreiben lassen, wie sie zu feiern hatte. Sie war jetzt eine von ihnen, weit vorn in der Prozession war sie gelaufen, hatte von nahem gesehen, wie Ambrose den wunderschönen Stab mit der kristallenen Blüte gehoben hatte und aus erster Reihe seinem Gesang lauschen können. Auch sie hatte eingestimmt, war selbst überrascht gewesen, dass ihre Stimme laut und hell geklungen hatte.
    Doch Beltane verband nicht nur Freunde miteinander, man mischte sich, hatte Spaß miteinander und vielleicht wurde mehr darauf. Rot war Zarras Gesicht, als sie Freiya anblickte, die im nächsten Moment vom Jadewolf gegriffen wurde. Sie wirbelten umeinander, so als hätten sie in ihren Leben noch nie etwas anderes getan. Sie schauten sich fest in die Augen, als würden sie wortlos miteinander kommunizieren, während sie sich drehten und umeinander kreisten bis die Wölfe kamen, sie spielerisch belauerten, ehe der große Jäger Ricklen mit seiner Königin die Unholde vertrieb und seinerseits die rote Snapperin aufforderte. Und noch ehe sich Zarra versah, stand er direkt vor ihr.

    Ornlu reichte ihr eine wunderschöne Blume, wie sie sie noch nie zuvor gesehen hatte. Weiß wie ihr Haar mit Sprengseln, die die Farbe ihrer Augen teilten. Er steckte sie ihr vorsichtig an ihren Kranz und beugte sich verschwörerisch grinsend zu ihr herab.
    „Wie mir scheint bin nun ich jene, die mit dem Wolf tanzt“, lachte die Jugendliche und nahm die Aufforderung des Druiden an, der ihr in den letzten Tagen so sehr beigestanden hatte.
    Er ergriff ihre Hand und zog sie an sich, sodass sie seinen Geruch wahrnahm. Holz und Haar nahm sie wahr, aber auch Moschus und Pfeffer. Hatte er wieder Tränenpfeffer in seinen Taschen? Sie musste grinsen ob des Gedankens und schaute auf zu ihm, kurz bevor er sie in eine Drehung führte. Sie lachte laut und drehte sich noch weiter bis ihr schwindelig wurde, sodass sie beinahe gegen den Jadewolf stieß, der sie seinerseits grinsend auffing und den Wolfstanz fortsetzte.
    „Seit dem Morgen mit dem Wolfsgeist habe ich keine Angst mehr vor dir“, verriet sie ihm und ließ sich wieder herumwirbeln, sodass sie sich nur noch an den Fingerspitzen berührten.
    Zarra war keine gute Tänzerin, und doch fühlte es sich so einfach an, wie er sie führte, lenkte und mit sich zog. Sie wusste nicht, wann sie jemals so viel Spaß hatte, wie in diesem Moment.

    Das Lied endete und Ornlu beugte sich zu ihr herab, flüsterte ihr verschwörerisch einige Worte ins Ohr, die sie erröten ließ, ehe er ihr einen kleinen Beutel zusteckte. Dann nickte sie eifrig, gab ihm einen Kuss auf die Wange und verschwand zwischen den Pärchen, die auf das nächste Lied zu warten schienen.
    „Zarra!“, hallte Nereas Stimme über den Festplatz und der Ton verriet Ärger.
    Sie hatte gewusst, wie ihre Oma reagieren würde, wenn sie mit dem Wolf tanzte und genau deshalb hatte sie es getan. Deshalb und weil sie den Druiden mochte. Das kleine Säckchen war ihr kleines Geheimnis und zu späterer Stunde würde es sicher für viel Spaß sorgen.

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    Dr. Spirituum Naturalium  Avatar von Maris
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    Die Waldbruderschaft im Forenrollenspiel
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    Beltane

    Diese Nacht war berauschend. Nach all den Kämpfen, nach all dem Tod und der Zerstörung, konnte das Waldvolk nun endlich loslassen und das Leben feiern, das sich aus der Asche und dem vergangenen Frost des Winters erhob. Beltane war nicht einfach nur ein Fest zu Ehren der blühenden Natur. Es war ein Neuanfang. Und diesen einen Abend lang sollten all die Sorgen und Nöte, die sie sonst alle mit sich trugen, dem Tanz und der Leidenschaft weichen. Vergessen waren die Entbehrungen der Jagd, vergessen all die Pflichten und Pläne. Sie lebten im Hier und Jetzt, aßen, tranken, lachten und schliefen miteinander, wenn sie wollten. Denn auch das war Beltane – eine Feier zu Ehren der Fruchtbarkeit, bei der jeder Funke von Leidenschaft das Feuer des Lebens nährte und jeder ausgebrachte Samen ein Versprechen an die Zukunft sprießen ließ.
    Maris hielt sich lieber an den Part mit Speis‘ und Trank, auch wenn er mit einem Lächeln wahrnahm, wie das Leben pulsierte und die Leidenschaft der Feiernden sich mit jedem Trommelschlag weiter auflud. Es war faszinierend, den Puls der Lebenskraft in den Menschen ansteigen zu sehen und die Erregung in ihren Herzen in Form purer Magie zu spüren. Runa tanzte mitten unter ihnen, wirbelte von einem Tanzpartner zum nächsten und hatte mittlerweile eine beträchtliche Auswahl verschiedenster Blumen in ihrem Kranz gesammelt. Sie war wie geschaffen für diesen Moment – nun, vielleicht noch nicht für jeden Aspekt davon, aber für die wichtigsten – und sie saugte jeden Herzschlag in sich auf wie ein Schwamm.

    Er selbst hielt sich lieber im Hintergrund, nachdem er seinen Tanz mit Runa getanzt hatte. Hier und da verschenkte er aus Höflichkeit eine Blume, erst an Nerea, dann an Zarra und Vareesa und die Botin. Schließlich endete er in der Nähe von Gilana, die gemeinsam mit ihren drei Mitkrähen auf ihre eigene, definitiv von Drogenrausch geprägte Art tanzte, jedoch in einer ihrer ungelenken Pirouetten innehielt und auf etwas zu warten schien, als sie ihn erblickte. Nach einem kurzen Zögern gab sich Maris einen Ruck und trat zu der gruseligen Schreckschraube, um ihr eine seiner Löwenzahnblüten in den Kranz zu stecken.
    „Ein frohes Beltane-Fest, Gilana.“
    Er zog gerade die Hände zurück und wollte sich entfernen, da packte sie seinen Kopf mit beiden Händen und hackte ihm einen Kuss auf die Lippen, als wäre er ein Saatkorn, das sie aufzupicken gedachte.
    „Hossa, immer langsam mit den jungen Pferden!“, rief er. Gilana stemmte die Hände in die Hüfte.
    „Bild dir bloß nichts drauf ein! Eine Blume ohne Kuss bringt Unglück, hat dir das keiner gesagt? Ja ja, hast bestimmt schon die Hälfte der Frauen verflucht, nicht wahr?“
    Sie hielt inne, schmatzte, leckte sich über die Lippen. Ihre Augen verengten sich und fixierten ihn, als wäre er ein kurioses Objekt.
    „Aha!“
    Bevor Maris es schaffte, schreiend davonzurennen, hatte Gilana seinen Kopf erneut ergriffen und schleckte ihm mit der Zungenspitze über die Wange, bis sie sein Ohr erreichte.
    „Ya Illahi!“, rief er und stieß sie von sich. Mit verkniffenem Gesicht wischte er sich den Speichel von der Wange und aus dem Gehörgang. „Was ist denn los mit dir?“
    Sie grinste ihn hintergründig an. „Oh, mit mir ist nichts los, Miezekatze, aber du hast Arbeit vor dir, ja ja ja! Sehen wirst du, oft und weit! Und weit laufen wirst du auch, schon bald. Heute ist der passende Augenblick, ist ja klar! Wir treffen uns am Eingang zu den Wurzeln und dann zeige ich es dir. Hihihihi!“

    Sie rauschte davon ins Dunkel und tanzte dabei einen staksigen Tanz. Maris indes blieb mit offenem Mund zurück. Er starrte ihr hinterher, bis sie in der Dunkelheit verschwunden war. Dann zuckte er die Schultern.
    „Ja. Sicher nicht. Naja, später vielleicht.“ Er schüttelte den Kopf. „Wenn ich das mal nicht bereue.“
    Am Ende betäubte ihn die Verrückte Schrulle noch und er wachte nackt an die Wurzeln des Baumes gekettet auf, wo ihn niemand schreien hörte. Nein, da warf er sich dann doch lieber selbst aufs Tanzparkett. Und wenn ihm später nach einer unheimlichen Begegnung mit dem Wahnsinn war, konnte er ja immer noch vorbeischauen. Er sah Gilanas Schülerin an, die nach dem Verschwinden ihrer Lehrerin recht deplatziert und ratlos wirkte, und zog eine Blume hervor.
    „Tänzchen gefällig? Aber kein Küssen und kein Schlecken, verstanden?“

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    General Avatar von Ryu Hayabusa
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    Beltane - Heilerkammer

    All die Lichter. In der heutigen Nacht strahlten sie heller als je zuvor. Schon eine Weile stand Ryu an dem kleinen Geländer, welches einen wunderschönen Ausblick über das Geschenen bot. Lange war er noch nach seinem Erwachen in der Kammer gelegen. Zwar waren einfache Dinge wie das Aufstehen, Gehen und Essen schon möglich, doch hatte Leyla dem Hüter, trotz des, dank Onyx, verhältnismäßig guten Genesungsverlauf strikt verboten, sich direkt in die Schmiede zu stellen und eine neue Klinge anzufertigen. Immerhin hatte der Sieg über Garagh auch das treue Werkzeug des Hayabusa gefordert, welches nun, als abgebrochenes Heft in einer gesplitterten und verbeulten Schwertscheide neben ihm am Geländer ruhte. Gedanklich zumindest hatte er versucht darüber nachzudenken, wie die neue Klinge aussehen würde, doch selbst den gestandenen Templer ließ die Lichter- und Farbenpracht dieses Festes für einen Moment abschweifen. Wo sein Körper sich noch schwerfällig und wie ein frisch ausgeklopfter Vorleger anfühlte, war sein Geist leicht und auch die Gedanken mit einem Hauch von Frohsinn versehen. Es freute ihn, die Brut... Sein Volk so ausgelassen zu sehen und zu beobachten, wie sie das Leben genossen. Wie sie tanzten, speisten und tranken. Gelächter das vermutlich bis in die höchsten Wipfel Tooshoos zu vernehmen war erklang in dieser Nacht. All die Lieder... All die fröhlichen Gesichter... Ryu hob sachte die Mundwinkel und in seinen müden Augen spiegelte sich ein Hauch von Erleichterung wider.

    "Du solltest zu ihnen gehen.", begann Leyla die gerade dabei war ihre Frisur zu richten. Selbst die Oberheilerin war heute im Begriff, die Pflicht Pflicht sein zu lassen und sich in das rege Treiben und Feiern der Menschen zu werfen. "Sie würden sich freuen. Und dir würde es auch einmal gut tun, nicht nur ständig zwischen Übungsplatz, Schmiede und Kommandantur herum zu rotieren."

    Ryu seufzte stumm und schloss die Augen. Wie konnte sie nur durchschauen, dass er schon wieder mit den Gedanken bei der Pflicht war? Er hatte noch keinen Bericht von Darius... Keine verlässliche Waffe an seiner Seite... Kein...

    "Hörst du wohl, Hayabusa! Du warst schon oft genug hier oben, damit ich weiß, was dieser Blick bedeutet! Geh gefälligst da runter und hab Spaß! Das ist meine Anordnung als deine Leibärztin, verstanden?!"

    Nun war das Seufzen lauter. Hörbarer und von einem sturen Brummen gefolgt. Es gab so viel zu tun und der Hauptmann hatte nicht den Hauch eines Überblicks bei alledem. "Außedem schuldest du es ihnen!", drängte die Heilerin weiter und steckte sich das Haar nach oben. Nun blickte der Templer aus dem Augenwinkel zu Leyla. "Es waren genug Leute hier die sich um dich gesorgt haben. Freiya hat, bis dieser große Klotz von Onyx aufgetaucht ist die ganze Zeit an deiner Seite gewacht und mir alles erzählt. Und Griffin war auch mehr hier als sonst wo. Von all den anderen ganz zu schweigen. Zu sehen, dass es dir besser geht wird ihnen das Fest noch einmal versüßen. Und so nebenbei..."

    Die orange-roten Augen wanderten wieder über den Festplatz. Er passte doch gar nicht zwischen diese Menschen. Im Kampf gegen Garagh hatte es nur einen einzigen Moment des Zögerns gegeben, bevor er das Dasein als das Monster, das er war, akzeptiert hatte. Für sie alle. "... Dein Körper wird niemals völlig genesen wenn es deine Seele nicht tut.", vollendete die blondhaarige, für die Festivität in grüner Bluse und braunem Rock gekleidete Heilerin, die dazu einen Gürtel mit den nötigsten Kräutern und anderem Gebamsel angelegt hatte ihren Satz. Ryu hingegen verengte kurz die Augen und wandte sich nun halb zu ihr. "Worauf willst du hinaus?"

    Doch Leyla rollte nur mit den Augen, schnalzte mit der Zunge und hob die Schultern, ehe sie sich Richtung Ausgang bewegte. "Ich bin Heilerin. Ich sehe Wunden und kenne die Heilung dafür. Aber manchmal muss der Patient von sich aus mit der Heilung beginnen. So, werter Hauptmann! Ich werde jetzt jedes einzelne Leben feiern, das ich nach diesem Chaos bewahren konnte, also... Bewahre!".

    Und damit glitt die in so ungewohnter, unpragmatischer Kleidung gehüllte Herrin der Heilerkammer ihre Werkstatt und Ryu blieb alleine zurück. Noch eine Weile stand er so da, die Stirn in tiefe Falten gelegt, ehe er sich wieder dem Ausblick über das Beltane-Fest zuwandte. Die Erleichterung war mittlerweile tiefen Gedanken gewichen und einen tiefen Atemzug später wog er noch einmal Leylas Worte für sich. "Ich schulde es ihnen also..."
    Geändert von Ryu Hayabusa (22.05.2024 um 20:38 Uhr)

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    Waldläufer Avatar von Valerion
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    Die Waldbruderschaft im Forenrollenspiel
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    Valerion lehnte an einer Hüttenwand, heute in einfachen Gewändern, es war eine außergewöhnliche Nacht und ein fest das er so nicht kannte. Valerion schloss kurz die Augen, um seine Gedanken zu sortieren. Nachdem er zurück ins Lager kam, hatte er sich ausgeruht, er hatte keine Kraft mehr zu kämpfen, doch wie es schien, hatten sie nach einiger Zeit später gewonnen? Er kapierte so einiges nicht wirklich, was in diesem Sumpf so los war, aber mit der Zeit würde er es sicherlich lernen. Selana hatte ihn die ganze Zeit im Arm gehalten, ihm zugehört und wurde dann zornig als er erzählte, das er wohl eine verzauberte Leiche geküsst hatte.

    Als das Lager abgebrochen wurde, sie wieder zurück nach Tooshoo liefen, war er froh endlich wieder ein etwas normaleres Leben führen zu können. Er hatte erwartet die wunderschöne Frau, aus der Kneipe zu treffen, das tat er zwar auch aber beim herumknutschen mit einem anderen Kerl. Also zog er genervt ab und ruhte sich aus. Doch dann bauten die Menschen ein Fest auf! Die Menschen waren in Feierlaune, sie tranken, tanzten und waren einfach fröhlich. Nur schade das Valerion kein Bier trinken konnte. Es waren immer noch keine vier Wochen vergangen, Darius sowie der Hauptmann würden ihn sicher beobachten .... na ja falls sie nicht gerade betrunken genug waren. Er hatte mitbekommen, das Blumen an die Frauen verteilt wurden, also hatte er sich ein paar geschnappt, um sie vielleicht an die wenigen Frauen zu verteilen, die er kannte. Chala und Selana.

    Valerion merkte schnell, dass dieses Fest, aber auch ein Fest der Lust und Leidenschaft war. Also eigentlich genau das richtige für ihn, der Abend war zwar noch jung, aber er hatte ein Problem.
    Er war verdammt schüchtern, wenn er nüchtern war.
    „Der starke Valerion, König von Bier und Titten, Eroberer von Höschen und jungfern .... schafft es nicht einmal im nüchternen zustand eine Frau anzusprechen“, murmelte er und schüttelte den Kopf.

    Also machte er folgendes, er ging erstmal zum Tisch, das mit köstlichem Essen bedeckt war, um sich den Bauch vollzuschlagen. Kurz sah er noch den einen Typen, der wohl Maris hieß, er hatte ihn damals mit seinem merkwürdigen Gebrüll auf den Boden der Tatsache geführt, als Valerion den Wolfskerl Fatzke nannte. Kurz hatte er ihm zugenickt, ehe der Kerl dann auch verschwunden war. Kurz blickte er zu der Fläche, wo alle tanzten. Der Wolfstyp war natürlich voll in seinem Element und tanzte dort mit den Frauen, als wäre er der Alpha Wolf.
    „So ein fatzke“, seufzte Valerion

    Er wollte gerade anfangen, seine Fleischkeule zu verspeisen, als Chala an ihm vorbeilief, einem jungen Burschen den Krug aus der Hand riss, um diesen zu trinken, danach wollte sie gerade zum Feuer laufen. Sie sah ganz anders aus als sonst während den Kämpfen. Sie trug schöne Kleidung und einen Blumenkranz auf dem Kopf.

    „He Chala warte mal“; rief er kurz, schnappte sich eine Blume, die er an seinem Hemdkragen befestigt hatte und reichte es der Kämpferin.
    „Dachte ich schenk dir auch eine Blume, ich hab zwar keine Ahnung von den Traditionen hier, aber irgendwie schenkt das ja jeder Kerl einer Frau. Dachte es wäre eine schöne geste, nachdem was wir alles durchgemacht haben“; plapperte er da herum und blickte sie an.

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    Veteran Avatar von Chala Vered
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    Chala Vered ist gerade online
    Überrascht, dass jemand ihren Namen rief, wandte sie sich zum Besitzer der Stimme um. Das Gesicht kam ihr nicht bekannt vor, doch er lächelte schüchtern und hielt ihr eine Blume entgegen, während er von einer Tradition der Leute hier sprach und von Dingen, die sie gemeinsam erlebt hatten. Sie kannte dieses Gefühl, dass die Menschen sie kannten, auch wenn sie ihr fremd waren, also war sie geschickt darin, es zu verbergen.
    „Oh! Das ist wirklich lieb von dir. Danke“, freute sie sich aufrichtig und nahm von dem Bärtigen die schöne Narzisse entgegen.
    Sie fügte sie ihrem Kranz im Haar hinzu, weil sie gesehen hatte, wie die anderen Frauen dies machten. Außerdem hatte sie noch etwas erfahren, weshalb sie nun schelmisch grinste.
    „Ich habe auch etwas für dich“, meinte Chala und zwinkerte ihm zu.
    Sie ließ ihn einen Moment zappeln, was sie für ihn haben könnte, ehe sie sein Hemd griff und ihn zu sich heranzog. Ein schneller Kuss auf die Wange und schon zog sie ihn mit sich.
    „Komm, ich will tanzen!“, rief sie über die aufsteigende Musik hinweg, die von zwei Barden geführt wurde.
    Noch mehr Leute hatten sich mit ihren Instrumenten angeschlossen und man konnte beinahe von einer Schaustellergruppe sprechen, so gewandt waren sie in ihrer Kunst.

    Die Aranisaani zog den etwas überrumpelten Kerl zu sich heran, ließ ihre Hüften zum Rhythmus der Trommel hin und her schwingen und schaute erwartungsvoll mit großen Augen zu ihrem Tanzpartner.
    „Na los, tanz!“, forderte sie lachend und drehte sich zum Klappern der Rasseln.
    Ihr lamellenartiger Rock trug zur Illusion bei, dass sie unentwegt in Bewegung war, wie ein Nebelgeist, der nur dem Wind hörig war.
    „Was ist denn los?“, grinste sie und griff die Hand des Bärtigen, um ihn dazu zu bringen sich ihr endlich anzuschließen.
    Sie wollte Spaß haben, tanzen, trinken, vielleicht etwas rauchen und später…ja später würde sie sich anderweitig Unterhaltung suchen, nachdem sie sich ausgiebig umgeschaut hatte.
    „Lass dich von mir leiten“, hauchte sie ihrem Tanzpartner ins Ohr, als er sich noch immer nicht recht mitreißen lassen konnte.
    Sie griff seine Schultern und wirbelte mit ihm herum, wobei sie laut lachte. Sie würde ihn schon noch dazu bekommen, den Moment zu genießen.

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